Der Job kann den Charakter verderben, schreibt die Wirtschaftswoche in ihrer Ausgabe 49/2007. In der Jugend kann man sich hehre Wertvorstellungen noch leisten, aber irgendwann, wenn sich der Erfolg einstellt oder man feststellt, dass man manchmal Kompromisse machen muss, wenn man auf der Karriereleiter aufsteigen möchte, verabschiedet man sich von dem einen oder anderen Wert. "Das macht doch jeder!" oder "Der Ehrliche ist doch am Ende immer der Dumme!" sind bekannte Selbstberuhigungsformeln. Und so überschreitet man eine Grenze nach der anderen, bis die Grenze zur (Wirtschafts-)Kriminalität erreicht ist.
Kann man sich davor schützen? Sicher, es wird ja nicht jeder krimininell, der Macht und Einfluss gewinnt. Klar scheint aber zu sein, das es Kraft, Mut (und Geld) kostet, wenn man sich weigert, mitzuspielen bei den unsauberen Machenschaften. Denn was passiert in einem solchen Fall? Die Beispiele in der Wirtschaftswoche enden damit, dass diejenigen, die bei ihren Wertvorstellungen bleiben, irgendwann ihren Job hinschmeißen. Bedeutet das, es ist eigentlich kaum möglich, Karriere zu machen und gleichzeitig "sauber" zu bleiben? Das wäre eine bittere Erkenntnis, aber zu befürchten ist, dass sie - zumindest für einige Organisationen - der Realität entspricht.
Nicht nur ethisches Verhalten hat seinen Preis
Ein anderer Aspekt kommt in dem Beitrag allerdings zu kurz. Zwar wird deutlich, dass es Kraft und Energie kostet, anständig zu bleiben, und dass der Preis, den man hierfür bezahlt, möglicherweise recht hoch ist. Aber wer glaubt, dass unethisches Verhalten "billiger" ist, der dürfte schwer daneben liegen. Ich habe mal einen Vortrag eines Coachs gehört, der berichtete, wie Top-Manager sich selbst hassen und bestrafen für das, was sie tun. Ich weiß noch, dass mir leicht übel wurde. So hoch kann der Preis niemals sein, den man dafür zahlt, wenn man an seinen Wertvorstellungen festhält.
Rezension zum Thema:
Wie viel Teufel steckt in Ihnen? Wirtschaftswoche 49/2007
Mittwoch, 2. Januar 2008
Macht und Moral
Eingestellt von Johannes um 09:53:00
Labels: Anstand, Moral, Wirtschaftsethik
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1 Kommentar:
Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht, lieber Herr Thönneßen, was machen diese Top-Manager dann?
Ich sehe es auch so, dass wir letztlich immer einen Preis bezahlen. Oftmals erlebe ich im Coaching, bei Fragen nach lebensbestimmenden Werten, dass Nachdenklichkeit folgt. Ja, was sind denn überhaupt meine Top-Werte im Leben. Ich denke, wer sie für sich identifiziert, hat auch eher eine Guideline, sie einzuhalten.
Manchmal sind es so "simple" Lebensmaximen wie "Ich will jederzeit in den Spiegel sehen können", die uns dann in herausfordernden Situationen fast schon automatisch Wegweiser sind. Das hat auch sehr schöne Seiten, finde ich. Im Sinne von "sich selbst treu bleiben".
Herzlich aus Berlin
Sandra Heinzelmann
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