Sonntag, 30. Dezember 2007

Club der Denker

In regelmäßigen Abständen erscheinen Beiträge zum Thema "Ideenmanagement". Das Muster ist stets das gleiche: Mitarbeiter sollen mitdenken und Ideen einreichen, wie ihr Unternehmen Geld sparen kann. Das irritiert mich schon lange: Wieso geht es eigentlich immer um Geld sparen? Warum nie um Geld verdienen? Überhaupt: Es gibt so viel Unlogisches bis Unsinniges rund um das Thema. Da erhalten die Mitarbeiter 10% dessen, was die Umsetzung an Kosten spart. Aber die Summe wird nach oben begrenzt, sonst könnte es zu teuer werden. Hallo? Was ist so schlimm daran, viel Geld auszuzahlen, wenn das Zehnfache eingespart wird? Da traut man wohl dem eigenen Bewertungssystem nicht.

Aber warum überhaupt Prämien zahlen? Die Botschaft jeder Form von Prämien lautet doch: Mitdenken ist eine Sonderleistung, die gesondert bezahlt wird. Sie gehört nicht zum eigentlichen Job.
Gegenrede: Warum sollte sich ein Mitarbeiter geniale Gedanken machen, wenn er anschließend nichts davon hat? Antwort: Mitarbeiter, die das Unternehmen voran bringen, sollten natürlich gefördert werden - sowohl in ihrem Gehalt als auch in der Karriere. Wer solchen Mitarbeitern weiterhin das "normale" Gehalt bezahlt und sie nicht entsprechend ihrer Kreativität einsetzt, der darf sich nicht wundern, wenn der Rest nur müde mit den Schultern zuckt und seine Ideen für sich behält.

Anerkennen statt belohnen

Und was von öffentlichen Belobigungen zu halten? Von Einrichtungen wie dem "Club der Denker" (Deutsche Post) oder der Verleihung des "Ideen-Oskars" (ABB)? Der Grundgedanke stimmt: Wer etwas leistet, sollte dafür Anerkennung erhalten. Und öffentliche Anerkennung ist extrem motivierend. Allerdings: Wenn es dabei bleibt und die so Prämierten anschließend wieder zurück an die Werkbank geschickt werden mit der Botschaft: "Nun kümmere dich weiter um deinen eigentlichen Job!", dann wird die Show nicht lange ernst genommen.

Mit anderen Worten: Wer mitdenkende Mitarbeiter möchte, der sollte dafür sorgen, dass ihnen zugehört wird und sie gefördert werden. Womit wir bei den Vorgesetzten sind. Diese werden in den Veröffentlichungen als die eigentlichen Bremser beschrieben. Sie sollen durch Zielvereinbarungen dazu gebracht werden, die Ideen der eigenen Mitarbeiter anzuerkennen. Das sieht dann so aus: Ende 2008 hat mein Team mindestens X Ideen eingereicht!

Geniale Idee. Sie führt dazu, dass der Vorgesetzte eigene Ideen einzelnen Mitarbeitern zuschreibt und sie in deren Namen einreicht. Hauptsache, Ziel erreicht.
Gegenrede: Das ist unrealistisch, und wenn es doch geschieht - na und? Hauptsache, es werden Ideen entwickelt. Antwort: Unrealistisch ist zu glauben, dass bei Zielvereinbarungen nicht getrickst wird was das Zeug hält. Und wer eine Kultur des "Tricksens" mag, der sollte weiter Ideen per Zielvereinbarungen verordnen.

Rezension des Beitrags:
Ich sehe was, was du nicht siehst Wirtschaftswoche 48/2007

2 Kommentare:

Egbert B. hat gesagt…

Dass man von Unternehmensseite leichter über Geld einsparen spricht als über Geld verdienen ist doch klar. Wer mehr Geld verdient, der kommt doch schnell in den Ruf viel davon zu haben und "reich" zu sein. Und wer viel hat, muss was abgeben. Da fällt es leichter über Geld einsparen zu reden und dann großzügigerweise am Gesparten teilhaben zu lassen.

Anonym hat gesagt…

Was ich grad dazu gefunden hab:
www.clubderdenker.eu
Noch ein Club der Denker ;)