Sonntag, 4. Juli 2010

Frauenquote

Das ist schon höchst interessant, mit welchen Argumenten für oder gegen die Frauenquote gekämpft wird. Dabei sind sich die Experten einig: Hauptursache für das Phänomen, dass so wenige Frauen in Top-Positionen gelangen, ist die "gläserne Decke", erzeugt durch eine von Männern geprägte Unternehmensrealität, die den Frauen den Zugang zu den Vorständen versperrt. Man ist sich auch noch einig in der Erkenntnis, dass all die vielen Förderprogramme, Trainings, Mentorings, Kulturprojekte und Appelle letztlich kaum etwas bewirkt haben. Auch die flexiblen Arbeitszeitmodelle, Kindertagesstätten und familienfreundlichen Maßnahmen konnten den Anteil von Frauen im Manageent nicht gravierend verbessern.

Bei der Frage, was dann überhaupt noch helfen kann, gehen die Meinungen dann auseinander. Die einen setzen auf die Frauenquote: Wenn sonst nichts nutzt, dann muss eine Änderung der Spielregeln her: Also werden die Führungskräfte und Personaler dazu verpflichtet, einen Anteil von X% Frauen in Führungspositionen zu heben.

Die Gegenseite wehrt sich vehement - mit nur einem einzigen Argument: Wenn dann eine Frau in den Vorstand berufen wird, würde ihr der Makel einer "Quotenfrau" anhaften, die es nicht durch Leistung, sondern eben Kraft einer Anordnung von oben geschafft hat. Und schiebt als weitere Begründung nach, dass man durch diese Regel die Einstellung nicht verändern könne. Stattdessen gäbe es nur eine wirkliche Maßnahme: Fördern, fördern, fördern.... Also mehr vom Bisherigen.

Schon lustig, so eine Argumentation. Man möchte also den Aufstieg durch Leistung schaffen. Und damit frau das schafft, braucht sie Förderung: Von Mentoren, Trainern, Coachs, von Personalentwicklern und ihren Programmen. Warum denn? Weil sie ohne all das die Leistung nicht bringt? Ist es also die Frau, die es aus eigener Kraft nicht schafft, in die Männerriegen vorzudringen? Bedarf sie also der Hilfe, nur eben nicht der Hilfe durch eine Quote? Seltsam, oder? Und glauben Frauen im Ernst, Männer kämen durch Leistung in Top-Positionen? Ist es besser, in den Vorstand zu gelangen, weil man einen kennt, der einen kennt, oder weil man jemandem einen Gefallen getan hat als dank einer Quote?

Ein Unternehmen, das wie die Telekom eine Frauenquote einführt, sagt doch im Grunde nichts anderes, als dass es den Frauen sehr wohl zutraut, Spitzenpositionen zu besetzen, aber den eigenen Managern nicht, deren Qualitäten zu erkennen. Ein Unternehmen, dass auf Frauenförderungsprogramme setzt, dokumentiert, dass es den Frauen die Qualifikation (noch) abspricht.

Andere Länder - wie Norwegen - haben weniger Probleme mit der Frauenquote, in etlichen wird sie diskutiert. Manchmal muss man Regeln einführen, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Mag sein, dass die eine odere andere Frau sich anhören muss, es nur dank der Quote geschafft zu haben. Aber ist es besser, es trotz Qualifikation ohne Quote nicht zu schaffen?

Auch wenn ich mitunter Herrn Sattelbergers Ausführungen arg dick aufgetragen finde - in Sachen Frauenquote hat er die besseren Argumente auf seiner Seite...

Rezensionen zum Thema:
Ein Killerwort seit 15 Jahren / Frauenquote? Quotenfrauen? / Viel mehr als Zickenbefindlichkeit, Personalmagazin 6/2010
Widerstand gegen Frauenquote in Chefetagen, Financial Times Deutschland 28.5.2010

1 Kommentar:

Ewald Dietrich hat gesagt…

Vielleicht sollte man der "Quotenfrau" einfach den "Quotenmann" zugesellen:

Männerquote: 60%
Frauenquote: 40%

Dann wäre endlich auch die Ungerechtigkeit gesühnt, dass Gott dem Mann die Frau zugesellt hat.

Oder doch nicht?