"Mir ist jetzt klar, warum die meisten Fachartikel so mühsam zu lesen sind", meinte mein Kollege kürzlich nach Beendigung der Rezensionen für den aktuellen Newsletter. "Die Autoren sind keine professionellen Journalisten!"
In der Tat, so mancher Fachartikel lässt den Leser verzweifeln. Da werden seitenlang Ergebnisse von Umfragen zitiert, ohne konkrete Hinweise für die Praxis zu geben. Oder es werden Belanglosigkeiten als epochale Erkenntnisse verkauft, so dass man am Ende nur noch fassunglos ist.
Es gibt aber noch eine zweite Art von "Fachartikeln". Da schreiben Personaler, Personalentwickler oder Berater über ihre Projekte, beschreiben, welche Schritte sie unternommen haben und dass die ganze Aktion sehr erfolgreich war. Leider erklären sie uns in den seltensten Fällen, worin der Erfolg bestand. Oder noch besser: Im Verlaufe der Beiträge wird deutlich, dass all das, was wir bis dahin gelesen haben, lediglich geplant ist und man zuversichtlich ist, dass die Maßnahmen durchschlagenden Erfolg haben werden.
Liegt das Problem also bei den "Amateuren"? Machen es die Profis denn besser? Zumindest schreiben sie "unterhaltsamer", wobei sich die Muster allerdings sehr ähneln. Da wird zuerst von einer (fiktiven oder realen) Person berichtet, die vor einem Problem stand. Oder es wird ein Ereignis an den Anfang gestellt, das als "Aufhänger" dient. Dann kommt eine Reihe von Experten zu Wort und am Ende schließt sich der Bogen, indem wieder auf die Person oder das Ereignis zu Beginn des Artikels zurückgegriffen wird. Das wirkt wie eine Schablone, die vor Beginn der "Schreibarbeit" aus der Schulade gezogen wird. Macht die Sache offensichtlich "authentischer".
Was mich dabei zunehmend stört, ist die Darstellung der "Fakten". Offensichtlich besteht das Vorgehen der Fachjournalisten vor allem darin, Expertenmeinungen innerhalb und außerhalb von Unternehmen einzuholen, deren Äußerungen in einen Zusammenhang zu stellen und daraus eine Botschaft zu formulieren. Wenn einer der Anbieter von Trainings behauptet, bestimmte Themen werden vermehrt eingefordert, dann wird daraus ein Trend. Wenn ein Personaler verkündet, die Qualität der Bewerber lasse nach, haben wir es mit einem gesellschaftlichen Phänomen zu tun.
Ich fürchte, dass die Recherchen für viele Artikel allein aus dem Abtelefonieren der "Fachleute" bestehen. Vermutlich fehlt den Autoren die Zeit oder den Redaktionen das Geld, um intensivere Recherchen zu betreiben. Für den Leser bleibt nur die Erkenntnis, dass es die Aussagen nicht allzu ernst nehmen sollte.
Dienstag, 13. Juli 2010
Von Fachautoren und Fachjournalisten
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