Ich habe mich an dieser Stelle schon häufiger mit Ansätzen herumgeschlagen, bei denen Unternehmen erklärt wird, wie man Corporate Social Responsibility mit der Unternehmensstrategie sinnvoll verbindet. Dabei ging es stets darum, dass man natürlich Gutes tun soll, aber doch bitte so, dass es auch dem Unternehmenszweck dient. Habe ich nie nachvollziehen können. Klar: Wenn ein Pharma-Unternehmen Krankenhäuser in der 3.Welt unterstützt, mag das nach außen irgendwie sinnvoller wirken - aber warum sollte es weniger richtig sein, eine Schule in der 3.Welt zu bauen? Dürfen das wiederum nur Bauunternehmen oder Bildungseinrichtungen?
Umgekehrt hatte es für mich immer einen faden Beigeschmack, wenn Banker plötzlich ihre Krawatten auszogen und sich beim Bau von Kindergärten versuchten oder einen Tag im Obdachlosenheim aushalfen. Abgesehen von der Idee, eine etwas andere Art der Personalentwicklung zu betreiben - welche Art soziale Verantwortung sollte hier übernommen werden?
Ein Beitrag im Harvard Businessmanager hat mir nun ein ganzes Stück weiter geholfen. Die Autoren gehen die Sache von der anderen Seite an. Also nicht mit der Frage: Was können wir sinnvollerweise Gutes tun? Und passt das auch zu unserer Unternehmensstrategie? sondern: Welche Auswirkungen hat unser unternehmerisches Handeln auf Umwelt, Gesellschaft und den einzelnen Menschen? Oder besser: Welche Nebenwirkungen hat unser Tun?
Dann werden Manager drei mögliche Arten von Wirkungen finden:
(A) Wirkungen, die eindeutig auf das Unternehmen selbst zurückgehen, die ihm also ohne Zweifel zuzuordnen sind. Diese sind gedanklich auf dem 1.Kreis um die Kerntätigkeiten des Unternehmens anzusiedeln. Für diese (Neben)Wirkungen sollte es auch voll und ganz die Verantwortung übernehmen und sie genauso konsequent managen wie seine Kernaktivitäten.
(B) Wirkungen, die man vermutlich mit beeinflusst, wobei der Zusammenhang zum eigenen Tun aber nicht so eindeutig abzuleiten ist bzw. nur vermutet werden kann. Auch hier sollte das Unternehmen handeln, aktiv werden. Es demonstriert damit, dass es sich kümmert, auch wenn die eigene Verantwortung nicht erwiesen ist. Das ist der zweite Kreis.
(C) Wirkungen, die niemandem eindeutig zuzuordnen sind, die nur in einem sehr entfernten und konstruierten Zusammenhang zum unternehmerischen Handeln des Unternehmen stehen. Hierfür sollte man Interesse zeigen, z.B. bei der Erforschung mitwirken. Das ist der dritte Kreis.
Es geht also nicht darum, auf Feldern wohltäterisch aktiv zu werden, die dem Unternehmenszweck dienen, sondern darum, die Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen. Das mag zwar hier und dort auf das Gleiche hinauslaufen - aber es ist eine völlig andere Haltung.
Und dann fand ich in dem wirklich lesenswerten Artikel noch diesen Hinweis: Natürlich können sich Unternehmen auch darüber hinaus sozial engagieren, dagegen spricht ja nichts. Nur werden sie mit diesen Aktivitäten nie die Dinge ausgleichen können, die sie zuvor angerichtet haben.
Wenn ich es mir recht überlege, so ist die Hilfe von Bankern in Obdachlosenheimen dann vielleicht doch eine Aktivität, die in direktem Zusammenhang steht mit dem unternehmerischen Handeln...
Rezension zum Thema:
Leadership im Zeitalter der Transparenz, Harvard Businessmanager 6/2010
Mittwoch, 3. November 2010
Drei Kreise ziehen
Eingestellt von Johannes um 00:10:00
Labels: Corporate-Responsibility
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