Das ist doch mal ein witziger Satz: "Solange im Betrieb alles nach Plan läuft, sind Führungsqualitäten nicht explizit gefragt. Schöne neue Blumen im Aufenthaltsraum oder eine großzügige Regelung der Kaffeepause reichen dann schon aus, um die Belegschaft bei der Stange zu halten."
Nein, das stammt nicht aus einem Satiremagazin, sondern aus einem Artikel der Financial Times Deutschland ("Reden ist Gold", 21.9.2010) zum Thema "Führen in der Krise". Nehmen wir mal an, die Autorin wollte nur originell sein oder hervorheben, wie wichtig es gerade in Krisenzeiten ist, die Mitarbeiter offen über alles zu informieren. Da werden nämlich anschließend eine Reihe von Experten zitiert, die genau das propagieren. Mitarbeiter sollten wissen, wo das Unternehmen steht, wie ernst die Situation ist und was die Unternehmenführung plant. Und wenn Entlassungen anstehen, dann sollte auch darüber Klartext geredet werden, so dass alle, auch diejenigen, die im Unternehmen verbleiben, nicht lange im Unklaren gelassen werden und mehr mit ihren Ängsten und Sorgen beschäftigt sind als mit den eigentlichen Aufgaben.
In dem Artikel wird ein Unternehmen hervorgehoben, der die Belegschaft nicht nur kontinuierlich informiert hat, sondern den Mitarbeitern "sogar persönliche Gespräche anbot." Das muss man sich mal vorstellen.
Interessanter ist da schon das Ergebnis einer Umfrage, die ebenfalls hier zitiert wird. Danach meint die Hälfte aller befragten Führungskräfte, dass man in schwierigen Zeiten seinen Führungsstil ändern müsse. Ich fürchte, dass hier hier verhängnisvoller Irrtum vorliegt. Wer in guten Zeiten dazu neigt, Blumen in den Aufenthaltsraum zu stellen, statt Mitarbeiter informiert zu halten, der wird in schlechten Zeiten höchstens die Blumen streichen. Warum sollten Führungskräfte ausgerechnet in der Krise plötzlich ihr Führungsverhalten ändern.
Übrigens: Noch ein spaßiges Ergebnis: 90% der befragten Manager sind der Meinung, sie hätten immer ein offenes Ohr für ihre Mitarbeiter. Was weniger ein Zeichen für eine dramatische Selbsteinschätzung sein dürfte als für die Unsinnigkeit derartiger Umfragen. Als Alternativen standen offenbar zur Verfügung: "Ich habe selbst keine Zeit..." und "Komplexe Geschäfstprozesse sind schwer nachvollziehbar und daher reine Chefsache."
Rezension zum Thema:
Reden ist Gold, Financial Times Deutschland, 21.9.2010
Samstag, 13. November 2010
Führungsaufgabe "Informieren"
Eingestellt von Johannes um 09:33:00
Labels: Führung, Unternehmenskultur
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