Mitarbeiter, die auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen, sind eine wertvolle Quelle höchst nützlicher Informationen - so man sie denn haben möchte. Gibt es Unternehmen, die "Austrittsinterviews" konsequent betreiben? Bei Otto ist das angeblich Standard. Eine gute Sache, kaum nachvollziehbar, dass viele Unternehmen sich diese Chance entgehen lassen, Missstände, Ärgernisse oder einfach nur Missverständnisse auszuräumen. Oder zu erfahren, was die Konkurrenz in Sachen Personalmarketing einem vorraus hat.
Kaum nachvollziebar? Viele müssten das aus persönlicher Erfahrung kennen. Sie halten einen Vortrag, die Resonanz ist bescheiden. Wer fragt seine Zuhörer, warum sie nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen?
Sie organisieren eine Besprechung, die Beteiligung ist schleppend. Fragen Sie konkret nach, was Sie besser machen können? Offensichtlich ist es einfach unangenehm bis peinlich, sich die eigenen Versäumnisse vorhalten zu lassen.
Den Personaler, der das "Austrittsinterview" führen sollte, quält womöglich noch etwas anderes. Was, wenn da Dinge zu Tage treten, die man gar nicht ändern kann? Oder sogar nicht ändern will? Muss man sich das antun? Tipp in dem Artikel "Wer geht, redet Klartext" von der "Leiterin Recruiting und Beratung Personal":
"Hinterfragen Sie nur Themen, von denen Sie wissen, dass das Unternehmen gewillt ist, sie zu ändern."
Begründung: Der Mitarbeiter spricht nachher mit jenen, die bleiben. Und wenn der Personaler genauer nachfragt, weckt das die Hoffnung, dass sich etwas ändert.
Fehlender Mut?
Das ist hübsch, oder? Da ärgert sich ein Mitarbeiter, der kündigt, darüber, dass jüngere Mitarbeiter trotz gleicher Leistung weniger verdienen als alte Hasen. Sie wissen, dass dieses Senioritätsprinzip auf jeden Fall beibehalten wird. Also gehen Sie auf den Punkt nicht ein? Merkwürdiger Rat. Wäre es nicht sinnvoller, gerade den Punkt aufzugreifen, ihn zu respektieren, dann aber klar zu äußern, dass man sich dieser Wirkung bewusst ist? Dass man aber Treue zum Unternehmen letztlich höher gewichtet als "Leistungsorientierte Bezahlung" und von daher auf Mitarbeiter, die dies anders sehen, eher verzichtet als das System zu ändern?
Aber dazu gehört schon wieder Mut zur Offenheit und Bekenntnis zu personalrelevanten Unternehmensentscheidungen. Offensichtlich zu viel verlangt...
Rezension zum Thema:
Wer geht, redet Klartext, Personalmagazin 4/2008
Freitag, 15. August 2008
Klartext reden?
Eingestellt von Johannes um 22:45:00
Labels: Motivation, Personalmarketing, Werte
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