Es gibt eine bekannte Übung, immer wieder gerne im Seminar eingesetzt: Prisoners Dilemma heißt sie. Dabei geht es darum, dass zwei (oder vier) Gruppen nur dann gewinnen, wenn sie zusammen halten. Es besteht auch die Möglichkeit, auf Kosten des anderen erfolgreich zu sein, was jedoch unweigerlich dazu führt, dass der andere sein kooperatives Verhalten aufgibt und dann alle verlieren. Selbst wenn die Absprachen zwischen den Runden gelingen und sich alle in die Hand versprechen, sich ab sofort kooperativ zu verhalten, erliegt immer eine Gruppe der Versuchung und holt sich einen Vorteil zu Lasten der anderen.
Wie im richtigen Leben
An diese Übung erinnert mich die Diskussion um den Corporate Governance Kodex. Unternehmensführer haben sich zusammen gesetzt und Spielregeln aufgestellt, an die sich alle halten sollen. Tun sie aber nicht, zumindest halten sie die wenigsten an alle dieser Spielregeln. Das nun wiederum könnte eventuell ein Nachteil für diejenigen darstellen, die den Empfehlungen in vollem Umfang folgen. Also wird der Ruf nach dem Staat laut. Wenn nicht alle mitspielen, müssen eben Gesetze her, die eine Zuwiderhandlung mit Sanktionen belegen.
Genauso läuft auch die Diskussion mit Seminarteilnehmern nach Beendigung der Prisoners Dilemma-Übung. Man kann darauf wetten, dass die Teilnehmer, nachdem sie sich gegenseitig heftige Vorwürfe wegen ihres illoyalen Verhaltens, des Nicht-Einhaltens von Absprachen gemacht haben, irgendwann den Trainer attackieren nach dem Motto: "Sie hätten einfach klar sagen müssen, dass es darauf ankommt, dass man sich als ganze Gruppe versteht und nicht gegeneinander kämpfen soll!"
Jede Wette, dass man das Spiel auch mit Top-Managern noch spielen kann - mit dem gleichen Ergebnis. Am Ende werden sie den Trainer verantwortlich machen - und nach dem Staat rufen, damit er ihnen die Spielregeln vorgibt, an die sie sich freiwillig nicht halten wollen - weil sie den anderen und sich selbst nicht trauen.
Menschen sind merkwürdig - manchmal...
Rezensionen zum Thema:
Freiwillige vor, Financial Times Deutschland, 9.6.2008
Samstag, 2. August 2008
Freiwillige Selbstverpflichtung?
Eingestellt von Johannes um 22:17:00
Labels: Corporate-Responsibility, Moral, Werte, Wirtschaftsethik
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