Mittwoch, 26. März 2008

Regel oder Zufall?

Eigentlich ganz logisch - aber nur eigentlich. Folgendes passierte unserer Familie im letzten Urlaub: Unsere Tochter verspürte den Drang zu duschen und nutzte als erste das geräumige Badezimmer. Kurze Zeit später ertönte ihr Ruf: Das Bad stand unter Wasser, der Abfluss schien verstopft. Sehr ärgerlich, und es dauerte eine Weile, bis wir alles aufgewischt hatten. Kurze Zeit später ging unser Sohn duschen, das Wasser lief brav ab. Wir analysierten beider Duschmethoden, konnten aber keine Unterschiede erkennen. Einen Tag später, zweiter Versuch unserer Tochter, erneute Überschwemmung. Unsere Aufforderung, sie beim nächsten Mal beim Duschen zu beobachten, lehnte sie empört ab. Als dann unser Sohn und auch wir trockenen Fußes das Badezimmer verließen, war unser Verdacht bestätigt: Es musste am Duschvorgang liegen, der Körperhaltung, Bedienung der Amaturen - sie machte offensichtlich einen Fehler beim Duschen.

Erst als sie es dann beim dritten Versuch ohne Überschwemmung schaffte, während ihre Mutter fluchend das Badezimmer trocken wischte, dämmerte uns, dass wir hier zwei zufällige Aufeinandertreffen zu einer Regel gemacht und unsere Tochter fälschlicherweise der Unfähigkeit beschuldigt hatten.

Kausale Zusammenhänge

Ist das nicht ein Fehler, den wir immer wieder begehen? Da steht zweimal innerhalb einer Woche etwas von einem Übergriff auf Obdachlose in der Zeitung, schon machen wir daraus eine Zunahme der Gewalttaten. Ein Mitarbeiter erleidet zum zweiten Mal einen Unfall, er muss etwas falsch machen. Aber auch umgekehrt: Ein Unternehmen trifft zweimal eine richtige Entscheidung, da muss es eine Regelhaftigkeit geben. Diese wird in umfangreichen Artikeln beschrieben und zur Nachahmung empfohlen. Prompt haben wir eine neue Managementmethode entdeckt. Vielleicht sollten wir einfach ein wenig vorsichtiger mit unseren Hypothesen sein und nicht hinter jedem mehrfach beobachteten Vorgang eine Regel vermuten. Oder den genialen Ratschlägen und Erkenntnissen der Experten und Berater glauben, die uns auf Grund ihrer Erfahrungen den ultimativen Erfolg versprechen. Oft genug dürfte es sich um puren Zufall handeln.

1 Kommentar:

poes hat gesagt…

Siehe "Fooled by Randomness" oder in deutscher Übersetzung "Narren des Zufalls" von Nassim Taleb. Unter Buchbesprechungen. Mich würde wirklich mal interessieren, wieviele Theorien oder alltägliche Schlußfolgerungen auf solchen Scheinlogiken beruhen.