Sonntag, 23. März 2008

Gerüchte streuen

Ratgeber, wie man die eigene Karriere beschleunigt, gibt es wie Sand am Meer. Und die Wirtschaftszeitungen sind auch voll davon. Neues ist in der Regel nicht darunter - wo soll das auch herkommen? Was mir aber zunehmend gegen den Strich geht ist die Haltung, die in vielen Beiträgen zum Ausdruck kommt. Die Botschaft lautet: "Plane deine Karriere wie einen Werbefeldzug und bediene dich aller erlaubten Tricks. Leistung allein reicht nämlich schon lange nicht mehr!" Neuestes Beispiel: Die Wirtschaftswoche hat herausgefunden, dass Menschen von Natur aus gerne tratschen und klatschen. Das ist evolutionsbiologisch bedingt, denn je schlechter der Konkurrent da steht, desto besser sind die eigenen Chancen, sich fortpflanzungstechnisch durchzusetzen. Mmmm....

Nun soll der karrierebewusste Manager genau diesen Hang für sich selbst nutzen, indem er für positive Gerüchte über die eigene Person sorgt. Er bringt seinen Namen ins Spiel, wenn bereits ein populäres Gerücht die Runde macht. Er identifiziert die Gerüchteverbreiter im Unternehmen und füttert sie mit den richtigen Informationen. Er entwirft eine Erfolgsstory und stellt seine Erfolge heraus. Und er macht natürlich nicht den Fehler, seine eigenen Wohltaten selbst zu verbreiten, sondern "gewährt zahlreiche Gefallen", so dass andere positiv über ihn sprechen.

Wer so gezielt an seinem eigenen Ruf arbeitet, benötigt sicher eine eigene PR-Abteilung und eine gezielte Strategie. Oder er sucht sich Leute, die seine eigentliche Arbeit bewältigen, damit er sich voll und ganz auf die Verbreitung positiver Gerüchte konzentrieren kann.

Verlogener Blödsinn

Ziemlicher Unsinn, oder? Und was für ein Menschenbild: Nutzen Sie andere zur Verbreitung sensationeller Meldungen, setzen Sie diese wohldosiert für Ihre Zwecke ein und ignorieren Sie die "Kläffer", die Ihnen den Erfolg neiden. Bah...

In der nächsten Ausgabe wird der gleiche Autor dann wieder den Verfall der Werte und die rücksichtlosen Manager beklagen, die nichts anderes als den eigenen Aufstieg im Sinn haben. Wie verlogen. Nur gut, dass diese Tipps eh in der Praxis kaum umzusetzen sind - es sei denn, in der Redaktion der Wirtschaftswoche...

Rezensionen zum Thema:
Buzz-Verstärker / Das jüngste Gerücht, Wirtschaftwoche 10/2008

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