Mittwoch, 12. März 2008

Das Loch in der Wand

Ich hatte schon öfter davon gehört, aber erst der Beitrag in der Wirtschaft + Weiterbildung hat meine Neugiert entfacht. Kinder aus indischen Slums, die plötzlich in einem Loch einer Mauer um einen Software-Konzern einen Bildschirm und eine Tastatur entdeckten und innerhalb weniger Minuten den Weg ins Internet fanden. Zufall? Keineswegs, ein Wissenschaftler mit Namen Sugata Mitra wiederholte den Versuch in verschiedenen Städten und beobachtete überall das gleiche Phänomen: Die Kinder lernten nicht nur in Windeseile die Bedienung des Computers, sondern brachten sich sogar selbst die englische Sprache bei. Insgesamt beobachtete der Wissenschaftler und seine Kollegen überall in Indien 40.000 Kinder dabei, die sich gegenseitig unterrichteten und erstaunliche Kenntnisse aneigneten.

Diese bemerkenswerte Geschichte erhält eine geradezu erschreckende Wendung. Sobald man nämlich die Computer in Schulen aufstellte, interessierten sich die Kinder nicht mehr dafür - sie wurden verbunden mit Stundenplänen und Tests. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit, dann würde ich mich tiefer in die Geschichte von Hole-in-the-Wall vertiefen (wie oft ich mich diesen Satz schon habe sagen hören, seufz...)

Hole-in-the-Wall übertragen?

Nun grüble ich darüber nach, ob sich dieses Prinzip übertragen lässt, etwa auf das Lernen von Erwachsenen oder Jugendlichen. Was dagegen spricht: In Indien nutzten ältere Jugendliche und Erwachsene diese Computerstationen gar nicht oder ließen sich die benötigten Informationen aus dem Internet von kleinen Kindern besorgen. Andererseits: Gibt es nicht auch Situationen, in denen wir als Erwachsene plötzlich unbändigen Spaß daran haben, etwas Neues zu lernen, ohne dass wir uns in einen Klassenraum setzen? Ich denke da an meine ersten Gehversuche mit dem Internet und HTML. Oder an die unbeholfenen ersten Schritte auf Inline-Skates. Am Anfang wollte ich es unbedingt allein hinkriegen, erst später nahm ich Hilfe von "Lehrern" an.

Was also kann man an Stelle eines Computers Jugendlichen oder Erwachsenen vorsetzen, dass sie anfangen, sich gegenseitig zu unterrichten? Was würde passieren, wenn man sie in einen Raum gefüllt mit "Lernstoff" setzt, seien es Bücher, Instrumente, Sportgeräte, Werkzeug...? Ist ja nur so ein Gedanke...

Rezension zum Thema:
Es geht auch ohne Lehrer, wirtschaft + weiterbildung 2/2008

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