Dienstag, 4. August 2009

Der Manager-Eid

Sollte "Manager" ein Beruf sein wie Architekt, Arzt, Biologe oder Ingenieur? Ein Beruf, den man erlernt, einen Abschluss erwirbt und den man nur ausüben darf, wenn man ein entsprechendes Zeritifkat vorweisen kann?

Zwei Harvard Professoren kommen zu dem Schluss, dass diese Lösung bei allen Nachteilen zu bevorzugen sei, auch wenn Menschen wie Bill Gates dann eben kein "Manager" werden dürfen. Es sei denn, sie holen den Abschluss nach. Eine solche Professionalisierung hätte den Vorteil, dass die Berufsgruppe der Manager ein eigenes Berufsethos entwickeln würde, mit eigenen Gesetzen und Verhaltensvorschriften, und Fehlverhalten, wie in den letzten Monaten und Jahren zu beobachten, drastisch reduziert werden könnte.

Problem dabei: Ab wann ist eigentlich jemand ein "Manager"? Ist dafür die Anzahl der ihm unterstellten Mitarbeiter ausschlaggebend? Die Höhe des Budgets? Die Art der Aufgabe?

In der Tat wäre es sehr begrüßenswert, wenn Menschen, die über das Wohl ganzer Organisationen und damit vieler anderer Menschen entscheiden, entsprechende Fähigkeiten mitbringen würden. Dass Erfahrung allein dabei ausreicht, bezweifle ich auch stark. Aber ich glaube nicht, dass es jemals so etwas geben wird wie den Manager als eigene Berufsgruppe. Zu vielfältig sind die Tätigkeitsgebiete, zu unterschiedlich das benötigte Fachwissen, um in bestimmten Branchen erfolgreich zu sein. Oder können Sie sich vorstellen, jemanden, der ein Studium zum "Manager" absolviert hat, in Ihrem Unternehmen einzustellen? Wollen Sie nicht jemanden, der "vom Fach" ist?
Das wäre so, als würden Universitäten jemanden als Professor einstellen, der "Professor" sutdiert hat. Er kann lehren und forschen, aber was?

Der Vergleich hinkt, meinen Sie? Als Manager muss man nicht unbedingt Fachkenntnisse mitbringen? Das mag ab einer bestimmten Hierarchie-Ebene gelten. Da kann jemand einen Medienkonzern leiten und anschließend einen Warenhauskonzern (mit fragwürdigem Erfolg). Aber die Mehrzahl der Manager versteht etwas von dem, was sie "managen".

Der Manager-Eid

Die Alternative wäre eine Zusatzausbildung wie die zum MBA. Die könnte man mit einer Abschlussprüfung und einem offiziellen Zertifikat enden lassen, meinen die beiden Professoren, und zur Voraussetzung für eine Managementtätigkeit machen. Weiterhin wäre es unabdingbar, einen Eid für Manager zu leisten, in dem sich die Kandidaten zu ethischem Verhalten verpflichten. Einen solchen Eid gibt es schon, und zur Überraschung der Initiatoren unterzeichneten den MBA-Eid viel mehr Studenten als erhofft.

Aber anders als Ärzte, Juristen, Chemiker oder Ingenieure, die nach ihrem Abschluss in der Regel auch in diesem Beruf arbeiten, ist kaum jemand nach seinem MBA-Abschluss sofort "Manager" - es sei denn, er hat ihn berufsbegleitend erworben und danach sofort eine entsprechende Position erworben.

Ich glaube, dass die Alternative eher in einer Art Studium generale liegt, in dem es um Werte, Ethik und den Umgang mit Menschen allgemein geht. Davon könnten alle profitieren: Zukünftige Professoren, Führungskräfte, Marketing- und Vertriebsleute, Mediziner, Ingenieure, Juristen usw. Welcher Beruf kann auf ethisches Verhalten verzichten? Wo geht es nicht um Werthaltungen, um Menschlichkeit, Verständnis für andere, um Konflikte und ihre Lösungen? Ein Studium der "Softskills" als intergraler Bestandteil jeder Form der Ausbildung - utopisch?

Rezensionen zum Thema:
Die Neuerfindung des Manager, Harvard Businessmanager 1/2009
Mit reinem Gewissen, Handelsblatt 3.7.2009

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