Man muss sich nur anstrengen und etwas wirklich wollen, dann kann man es auch schaffen. Das Motto des amerikanischen Traums - eine einfache, aber falsche Botschaft. Die Chancen für den persönlichen Erfolg sind ungleich verteilt, die Natur ist ungerecht. Das sei der eigentliche Skandal, sagt der Medienwissenschaftler Norbert Bolz. Richtiger muss es heißen: "Irgendwas kann man immer werden". Der Satz klingt blöd, aber er gefällt mir. Um erfolgreich zu sein, muss ich erfolgreich sein wollen und mich mächtig ins Zeug legen. Ob ich das ursprünglich angestrebte Ziel erreiche, steht in den Sternen, hängt unter anderem von der Begabung, den Rahmenbedingungen, von Zufällen und Glück ab. Aber irgendetwas werde ich erreichen, wobei das wiederum nur von einem Faktor abhängt: Von harter Arbeit.
Wenn wir die biologische Ungerechtigkeit akzeptieren, dann können wir aufhören, auf diejenigen neidisch zu sein, die es bis nach ganz oben geschafft haben. Zumindest können wir auf die "böse" Form des Neides verzichten, die uns nicht motiviert, sondern uns resignieren, missgünstig und verbittert werden lässt. Statt unser Glück davon abhängig zu machen, wie erfolgreich wir im Vergleich zu anderen sind, sollten wir einen Vergleich ziehen zwischen dem eigenen Erfolg in der Vergangenheit und heute. Tun wir aber nicht.
Bolz sieht eine Ursache in den Massenmedien. Diese verführen zu dem Glauben, dass man es auch ohne Anstrengung schaffen kann. Eine interessante These: Die Massenmedien sind in der Lage, jeden Menschen zu begehrten Stars zu machen, wie im Film Celebrity. Damit schaffen sie den Neid, der nach "Gerechtigkeit" schreit. Er wird übertragen auf jene, die es mit viel Einsatz und harter Arbeit zu etwas gebracht haben. Würden deren Geschichten erzählt, könnte man wieder zu einem positiven Leistungsethos kommen, den Bolz fordert. Eben zu jener Haltung, dass jeder es zu etwas bringen kann, wenn er nur seine Chancen nutzt. Womit wir dann doch wieder beim amerikanischen Traum landen, der eben genau das besagt: "Wer erfolgreich sein will, muss daran glauben und daran arbeiten."
Rezension zum Thema:
Irgendwas kann man immer werden, Wirtschaftswoche 22/2009
Mittwoch, 1. Juli 2009
Irgendwas kann jeder werden
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2 Kommentare:
Es sind nicht nur die Massenmedien. Auch viele Trainer und Seminarleiter blasen in das selbe Horn.
"Irgendwas wird man immer!" - aber: Evolution hat kein Ziel.
Ist Biologie (Natur) "von sich aus" gerecht oder ungerecht?
Neben den personalen Aspekten (Wille, Glaube, Fleiss, etc.) gibt es auch situative: man muss "dürfen", d.h. gelassen werden und auch die notwenigen Resourcen haben, um sich/etwas zu verwirklichen.
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