Herr Schuler hat das nicht zum ersten Mal veröffentlicht. Das AC wird in vielen Unternehmen stümperhaft vorbereitet und durchgeführt. Seine Fähigkeit, beruflichen Erfolg vorherzusagen, ist kaum besser als die Analyse der Bewerbungsunterlagen und liegt unterhalb einem gut geführten Interview.
Ich möchte einen Aspekt aus den Ausführungen, die alles andere als überraschend sind, herausgreifen. Immer noch gibt es AC-Protagonisten, die großen Wert darauf legen, das Instrument von allem "Vorwissen" freizuhalten. Soll bedeuten: Man möchte die reine AC-Leistung erfassen, ähnlich einem Experiment, in dem man alle äußeren Einflüsse kontrollieren will. Die Beobachter sollen sich ganz auf das gezeigte Verhalten konzentrieren und unbeeinflusst von jeglichen Vorinformationen ihre Einschätzungen treffen.
Das mag für Wissenschaftler interessant sein, für Diagnostiker, die Aussagen über die Fähigkeiten von Menschen treffen sollen, ist das geradezu fahrlässig. Mal abgesehen davon, dass es gar nicht möglich ist, Vorinformationen völlig auszublenden (dann müsste man den Beobachtern ähnlich der amerikanischen Jury bei Prozessen jeden Kontakt zu den Kandidaten untersagen) wäre es doch extrem hilfreich, das, was man schon über die Menschen weiß, für die Einschätzung der Fähigkeiten zu nutzen. Wobei die Leistungen im bisherigen Berufsleben mit Sicherheit weitaus aussagekräftiger sind als jedes Verhalten in einem Rollenspiel, bei dem man sich um ein Projektbudget mit anderen Kandidaten streitet.
Schuler empfiehlt, bei internen Potenzialanalyse-ACs die Beurteilungen der bisherigen Leistungen einzubinden. Ein weiser Rat. Ich kann mich an ein AC erinnern, bei dem wir im Vorfeld Einschätzungen von Vorgesetzten und Kollegen eingeholt hatten und diese sich in großen Teilen mit den Beobachtungen im AC deckten. Bis auf die Einschätzung eines Kandidaten, der ganz anders gewirkt hatte.
Erstaunliche Reaktion der Beobachter: "Gut, dass wir das AC gemacht haben, sonst hätten wir uns auf die Beurteilung verlassen und hätten ganz schön daneben gelegen."
Meine Frage: "Wäre es nicht auch denkbar, dass der Kandidat im AC eine völlig untypische Leistung geboten hat? Immerhin haben wir ihn nur zwei Tage erlebt, die Kollegen und Vorgesetzten aber schon ein halbes Berufsleben lang?" wurde vehement zurückgewiesen. Schließlich habe man doch mit eigenen Augen erlebt...
Ein wenig Werbung in eigener Sache: Zum Glück gibt es Organisationen, die vertrauen dem Urteil ihrer Führungskräfte und deren Kollegen und setzen das von uns empfohlene Verfahren ein. Mehr dazu bei MWonline-Beratung.
Rezension zum Thema:
Assessment Center schlechter als sein Ruf, Personalwirtschaft 2/2009
Montag, 6. Juli 2009
Assessment Center ohne Aussagekraft?
Eingestellt von Johannes um 14:49:00
Labels: Potenzialanalyse
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