Mit meiner Konzernerfahrung im Hinterkopf habe ich nie kapiert, was so schwer daran sein soll, Mitarbeiter an Entscheidungen zu beteiligen, ihnen die Verantwortung für das, was sie tun, zu übertragen und sie diese Verantwortung tragen zu lassen. Ich habe sogar ein komplettes Buch zu dem Thema geschrieben, das Manuskript mehreren Verlagen angeboten, aber dann irgendwann aufgegeben. Alle wollten Änderungen, die ich nicht bereit war durchzuführen. Es liegt immer noch in meiner Schublade vergraben.
Damals habe ich versucht, die Situation in Unternehmen mit der von Fürstentümern zu vergleichen. Da herrscht jemand über große Landstriche, die ihm gehören, lässt andere für sich arbeiten und zweigt so viel von deren Ertrag ab, dass er prächtig davon leben kann, trifft mehr oder weniger willkürlich Entscheidungen und gibt die Macht anschließend an Kandidaten seiner Wahl weiter.
Die Untertanen (Mitarbeiter) werden gehört, wenn es dem Herrscher passt. Die letzte Entscheidung trifft er ohnehin, nicht immer unbedingt nachvollziehbar. Sie können sich damit abfinden oder weiterziehen, in der Hoffnung, woanders einen "gütigeren" Herrscher zu entdecken. Der Fürst wiederum hat Berater, die ihm erklären, wie er am besten mit seinen Untertanen umzugehen hat, dass diese weiter fleißig produzieren, dabei fröhlich und motiviert sind und eben nicht auf den Gedanken kommen, davon zu laufen oder gar sich aufzulehnen. Nichts anderes versuchen alle auf dem Markt befindliche Managementratgeber - die von Reinhard Sprenger inbegriffen.
Gibt es Alternativen?
In dem besagten Buch habe ich versucht, eine Alternative zu entwickeln - nicht besonders gelungen, wie ich heute feststellen muss. Ich sehe all das etwas nüchterner jetzt. Unternehmer sind in der Tat "Herrscher", und Manager ihre Vertreter (was für die Mitarbeiter keinen großen Unterschied ausmacht). Es gibt gütige und weise, die sehr genau hinhören, was das Volk so spricht, und seine Meinung in ihre Überlegungen einbeziehen. Das Volk gibt einen Teil seiner Freiheit auf, weil der Herrscher Sicherheit und Arbeit verspricht, dafür zahlt es freiwillig Abgaben (also einen erheblichen Teil des von ihm erwirtschafteten Gewinns) zum Wohl der Fürsten und ihrer Vertreter.
Und es gibt Unternehmer, die mit Unternehmern Geschäfte machen. Selbstständige, die mit Selbstständigen auf Augenhöhe verhandeln. Ganz einfach. Wie sagt Sprenger: Wer Angestellte beschäftigt, der kann keine Unternehmer erwarten. Sonst wären sie ja nicht Angestellte geworden. Ganz einfach.
Oder doch nicht? Der Beitrag in der Brand eins 5/2008 (Lernende Firma) lässt ahnen, dass es vielleicht doch ohne (hierarchisches) Management geht
Rezensionen zum Thema "Mitarbeiterbeteiligung":
Lernende Firma, Brand eins 5/2008
Hat denn überall der Boss das letzte Wort? Organisationsentwicklung 2/2007
Dienstag, 10. Juni 2008
Mitarbeiter beteiligen
Eingestellt von Johannes um 13:07:00
Labels: Motivation, Unternehmenskultur, Werte
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