Sonntag, 27. April 2008

Loben ist schwer

Darüber kann man herrlich diskutieren. Sollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter loben? Eine Meinung dazu: Lob setzt den anderen herab. Wer meint, andere loben zu müssen, hält sich für überlegen, erhöht sich selbst nach dem Motto: Ich entscheide, was gut (und damit lobenswert) und was schlecht (und damit kritikwürdig) ist. Eine perfide Form der Bevormundung. Die klassische Karotte, die dem Esel vor die Nase gehängt wird mit der Botschaft: Nun streng dich mal schön an. Nachzulesen bei Sprenger (Mythos Motivation).

Übertrieben? Vielleicht ein wenig dick aufgetragen, aber vom Prinzip her richtig. Trotzdem finden wir immer wieder Artikel, die dem Manager erklären, wie wichtig es doch sei, die Mitarbeiter zu loben. Und IMMER heißt es dann: "Lob muss ehrlich gemeint sein, authentisch, sonst wird es durchschaut und wirkt nicht."

Und schwupps, hat der Manager ein fettes Problem. Wie mit dem Appell: "Sei doch mal spontan." Wer lobt, weil er gelesen hat, dass sich Menschen Anerkennung wünschen, macht dies ja eben gerade NICHT, weil es ihn danach drängt, sondern weil er erfahren hat, dass es wichtig ist für Führungskräfte. Authentisch loben ist damit unmöglich.

Also doch nicht loben?

Vielleicht wird umgekehrt ein Schuh draus: Versuchen Sie mal, Lob bzw. Anerkennung nicht zu unterdrücken. Wenn uns etwas auffällt, was uns freut, dann sollten wir es aussprechen. Ignorieren Sie die Tipps wie "nicht mit der Gießkanne" oder "auch mal vor Publikum" und alles, was zum Thema "Loben" empfohlen wird. Wer ehrlich beeindruckt oder gar begeistert ist von einem Verhalten, einem Ergebnis oder nur einer Kleinigkeit, der sagt es einfach. Fertig. Das kann nie "nicht authentisch" sein, oder?

Schlecht ist natürlich, wenn ein Manager tatsächlich nie Grund zur Freude hat - aber dann sollte er sich überlegen, ob er entweder den falschen Job oder die falschen Mitarbeiter hat.

Rezension zum Thema: Eine Runde Lob, Wirtschaftswoche 15/2008

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tja, jetzt habe ich ein Problem. Wenn ich voll hinter dieser Meinung stehe, ist das dann schon gelobt? Darf ich mir eine Kritik/Lob überhaupt anmaßen?
Soll ich loben, tadeln oder einfach ignorieren?

Also, ICH freu mich, wenn mir jemand seine Meinung sagt. Egal ob Lob oder Kritik.

Zum Beispiel:
Reaktion auf einen Vortrag:
"Klare Worte - kann viel davon nutzen."
"Bin begeistert - habe Sie bei mir als 'Sympathiebolzen' gespeichert."
Oder einfach: "Super - das passt!"

Was will man mehr? Also, ich freu mich drüber.

Und über jeden Beitrag von Herrn Thöneßen. Danke - Find ich gut!

Anonym hat gesagt…

Wenn ich bei meiner Arbeit Mitarbeitern die folgende 'fokussierte' Frage stelle: "Was ist eigentlich ihr größter Wunsch an Ihre Führungskraft?" erscheint unangefochten auf Platz eins: mehr Aufmerksamkeit, Anerkennung und Respekt - oder ganz simpel gesagt: mehr Lob.

Wer von seinen Mitarbeitern Heldentaten will, muss loben können. Wollen und Loben hängen eng zusammen. Damit ist jetzt nicht das platte, vordergründige, manipulative Lob gemeint, sondern ein zeitnahes, aufrichtiges, anerkennendes und begründetes Lob. "Tatsächlich nutzt der Mensch fast jede Gelegenheit, sich zu erhöhen, und bezeugt Wohlwollen und Dankbarkeit dem gegenüber, der eine solche Erhöhung vornimmt oder auch nur verspricht", meint der Verhaltensbiologe Felix von Cube. Und ein alter Sinnspruch lautet: "Jeder Mensch braucht sieben mal täglich ein Lob."

Der Nicht-loben-Appell („Alles Motivieren ist Demotivieren.“), durch den der Führungsexperte Reinhard K. Sprenger zu Ruhm und Ehre kam, ist eine führungstechnische Tretmine. Er mag Wasser auf die Mühlen all derer sein, die ihre vielfältigen Oben-sein-Privilegien zu verteidigen trachten – und genau deshalb nicht loben können oder wollen.

Anonym hat gesagt…

Ach ja, für all die, die mehr darüber wissen wollen: Hier meine Checkliste zum 'richtig loben':
http://www.anneschueller.de/rw_e13v/schueller2/usr_documents/Checkliste_richtigloben.pdf