Ein Artikel, auf den ich gewartet habe. Zumindest dachte ich das mehrfach beim Lesen. In der Brand eins 3/2008 erschien ein Beitrag, in dem einige angeblich wissenschaftlich abgesicherte Studien entlarvt wurden. Von wegen Olivenöl verlängert das Leben oder Rotwein-Trinken sei gesund. Es gibt etliche Gründe, solchen Ergebnissen zu misstrauen.
Der erste: Man schaue sich genau an, von wem die Studie in Auftrag gegeben wurde, hier kann man schon hellhörig werden. Kenne ich, haben wir selbst schon fabriziert. Wir hatten ein interessantes Verfahren zu Beurteilung von Mitarbeitern entwickelt und starteten eine Umfrage mit der Erwartung, dass dabei herauskommt, wie unzufrieden Führungskräfte mit den bisherigen Verfahren sind. Kam natürlich heraus.
Der zweite: Man frage sich, warum die Autoren eine solche Studie angestellt haben. Gerade im Management-Sektor definieren sich viele Berater auch über die Zahl der Veröffentlichungen, und Studienergebnisse werden von der Presse gerne zitiert. Hat so was Wissenschaftliches an sich. Das mit den Veröffentlichungen gilt natürlich noch viel mehr in der Wissenschaftsgemeinde.
Der dritte: Eine ganze Marktforschungsindustrie lebt davon, Studien zu erstellen. Ob die Ergebnisse nachher aussagekräftig sind oder nicht - ein dickes Geschäft.
Der vierte und für mich spannendste: Man erhebe viele Daten, stelle eine beliebig große Anzahl von Hypothesen auf und kann sicher sein, dass irgendeine durch die Zahlen bestätigt wird. So funktioniert Wissenschaft - zumindest denkt man es. Dass die Schlüsse möglicherweise völlig falsch sind, weil Rotweintrinker deshalb länger leben als Nicht-Rotwein-Trinker, weil sie meist einen gehobeneren Lebensstandard haben und sich - neben dem Rotwein-Konsum - gesünder ernähren, fällt dann nicht ins Gewicht.
Fazit: Vergessen Sie Studienergebnisse - oder lesen Sie sie zumindest mit einer gehörigen Portion Skepsis - und trinken Sie, was Ihnen schmeckt.
Rezension zum Thema:
Die Wissenschaft hat festgestellt, Brand eins 2/2008
Montag, 21. April 2008
Traue keiner Studie
Eingestellt von Johannes um 13:03:00
Labels: Marktforschung, Unternehmensberatung
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