Es ist noch viel schlimmer, als im letzten Blog-Eintrag beschrieben. Ein Interview von Prof. Ernst Pöppel stellt die Sache klar: Multitasking geht nicht. Wir glauben zwar, mehrere Dinge parallel bearbeiten zu können. Was aber tatsächlich passiert, ist, dass wir alles nacheinander erledigen. D.h. unser Hirn richtet seine Aufmerksamkeit erst auf einen Vorgang, wechselt dann schnell zum nächsten und wieder zurück. Insofern ist Multitasking die Fähigkeit, schnell zwischen einzelnen Tätigkeiten wechseln zu können.
Wäre ja nicht weiter tragisch, solange es funktioniert. Aber Herr Pöppel wird drastisch. Wir wissen anschließend gar nicht mehr, was wir eigentlich getan haben, es handelt sich um vordergründige Effizienz unter Umgehung der Großhirnrinde. Und es führt "auf Dauer zur partiellen Verblödung, zum Verlust von Konzentration und oft zu ernormer Erschöpfung."
Übertrieben? Ich fürchte nicht. Bei mir selbst kann ich beobachten, dass ich mitten im Bearbeiten eines Textes plötzlich das nächste Fenster öffne, eine Mail beantworte, mir eine Notiz mache - und wenn ich dann zur ersten Tätigkeit zurückkehre, nicht mehr weiß, was ich eigentlich schreiben wollte. Womit wir wieder beim Thema "Sucht" sind: Pöppel behauptet, wir sind süchtig danach, möglichst schnell zu reagieren. Seine Hypothese: Würde man in Deutschland eine Stunde pro Tag alle E-Mails und Telefonate ausschließen, würde dies einen unglaublichen Kreativitätsschub bewirken.
Was ich sonst noch schreiben wollte, habe ich leider vergessen...
Rezension zum Thema:
"Ich halte nichts von Simulationen", wirtschaft + weiterbildung 4/2008
Dienstag, 15. April 2008
Unmögliches Multi-Tasking
Eingestellt von Johannes um 10:46:00
Labels: Lernen, Zeitmanagement
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
1 Kommentar:
Ich beobachte mit wachsendem Amüsement, dass all diejenigen, die noch vor fünf Jahren gar nicht genug "Personal Information Management" integrieren konnten, Knowledge Management per E-Mail, Chat, Blog und SMS vernetzen und instant jederzeit verfügbar machen wollten, jedem ein Mobiltelefon geradezu aufgezwungen haben (aber wehe, er wollte die neue Freiheit nutzen, um sich zum Sinnieren eine halbe Stunde unter einen Baum zu setzen); dass also all jene, die mein persönliches Informationsmanagement als sehr unzeitgemäße Eigenbrötlerei betrachtet haben, nun erneut den teuren Rat von Unternehmens- und sonstigen Beratern annehmen und Stückchen für Stückchen die teuer beschaffte Vernetzungs- und (angeblich) Kommunikationstechnologie wieder abschalten. Mein Handy: bleibt aus. Außer ich will damit telefonieren, oder in abgesprochenen Sondersituationen für definierte Zeiträume. Wer mich sprechen will, erreicht mich am Festnetz. Erreicht man mich dort nicht, bin ich anderweitig beschäftigt. Der Möchtegern-Gesprächspartner darf froh sein, dass ich ihn nicht "zwischenschiebe", und seine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen, die ich zweimal, in seltenen Ausnahmefällen auch öfter täglich abrufe. Ebenso geht's mit E-Mails: Zweimal täglich. Wer's eilig hat, soll anrufen. Gehe ich ran, kann ich helfen. Gehe ich nicht ran: Pech gehabt. Es ist eigentlich ganz einfach, jedenfalls wenn man den Anspruch hat, während der Arbeit auch noch ein wenig qualifiziert zu denken, um ordentlich Arbeit abzuliefern. Bzw. den Anspruch hat, dass ein Geschäftspartner ordentliche Arbeit abliefert (dann lässt man ihn nämlich auch mal in Ruhe arbeiten). Nie habe ich begriffen, worin der Vorteil liegt, ständig erreichbar zu sein - außer für Unfallärzte, Feuerwehrleute etc. im Bereitschaftsdienst.
Kommentar veröffentlichen