Dienstag, 1. Dezember 2009

Von wegen Self-Service

Ich glaube, viele Personaler größerer Unternehmen verzweifeln an dem Problem, aktuelle Laufbahndaten ihrer Mitarbeiter zu gewinnen. Da etabliert man ausgefeilte IT-Lösungen, die zentral alles konservieren, was man an Informationen über die Mitarbeiter hat, aber wenn dann wirklich mal historische oder auch aktuelle Daten benötigt werden, dann liegen sie doch nicht vor. Und müssen mühsam erfragt und nachgepflegt werden.

Schön wäre es, die Mitarbeiter würden ihre eigenen Daten pflegen. Employee-Self-Service nennt man das. Auch hierfür gibt es feine Software-Angebote. Nur was helfen diese, wenn sich anschließend nur wenige die Mühe machen, ihre bisherigen beruflichen Stationen einzugeben und jede Veränderung nachzuhalten?

Doch halt: Menschen haben offensichtlich durchaus ein Interesse daran, darzustellen, was sie schon alles geleistet, welche Aufgaben und Positionen sie in ihrer Laufbahn bekleidet haben. Das beweisen die aufwändig geplegten Profile in den sozialen Netzwerken. Verrückt, oder? Da rennt der Personaler händeringend hinter den Daten her und im Netz könnte er sie ohne Probleme finden.

Da stellen sich mehrere Fragen:

Warum geben so viele Menschen so viel über sich öffentlich preis? Drang zur Selbstdarstellung? Naivität? Gezieltes Selbstmarketing? Und warum sind sie weniger bereit, ihrem Arbeitgeben diese Informationen zur Verfügung zu stellen? Misstrauen sie ihm? Was wenig rational ist, denn wer seine Daten öffentlich darstellt, der bietet sie ja auch seinem Arbeitgeber an.

Die Antwort scheint mir zu sein: Sie sehen keinen besonderen Nutzen darin. Offensichtlich ist Selbstmarketing im eigenen Unternehmen nicht sonderlich attraktiv. Anders formuliert: Es bringt ihnen nichts, ihre Erfahrungen, Ausbildungen, Interessen und Kompetenzen in einer Datenbank zu pflegen, weil ihre Erfahrung zeigt, dass Personalentscheidungen, Fördermaßnahmen und Karriereschritte offensichtlich nicht auf Basis dieser Informationen zustande kommen.

Auch eine interessante Frage: Dürfte der Personaler diese Daten einfach übernehmen? Technisch sicher kein Problem, datenschutzrechtlich schon. Auch wenn der Mitarbeiter alles über sich öffentlich preisgibt, heißt das noch lange nicht, dass er einverstanden ist, dass diese Daten bei seinem Arbeitgeber gespeichert werden. Aber da wird es sicher schon fleißige Leute geben, die alle Daten über Menschen sammeln und sie gebündelt Arbeitgebern zur Verfügung stellen.

Rezensionen zum Thema:
Nicht nur für das Recruiting, Personalmagazin 9/2009
Die Mitarbeiter machen lassen, managerSeminare 11/2009

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