Donnerstag, 5. Februar 2009

Intuitives Talentmanagement

Unternehmen geben sich viel Mühe, für frei werdende Führungspositionen die besten Kandidaten aufzuspüren. Professionelles Talentmanagement ist heute ohne das Pflegen einer "Skill-Datenbank", umfangreiche Nachfolgepläne und massiven Einsatz moderner Managementdiagnostik-Tools nicht mehr denkbar. Ist das so? Ein wirklich lesenswerter Beitrag in der Beilage enable der Financial Times Deutschland 12/2008 beschreibt, wie der Mittelständler Brandstätter GmbH seine Führungspositionen besetzt. Ihnen sagt der Name nichts? Aber Sie kennen Playmobil - das bekannte Spielzeug hat aus dem Hula-Hoop-Reifen-Hersteller ein international erfolgreiches Unternehmen gemacht.

Dort hat man sich zur Maxime gemacht, Führungskräfte aus den eigenen Reihen zu rekrutieren, weil diese das Unternehmen verstehen. Wie man das macht? Es gibt keine aus der Firmenstrategie abgeleitete Personalentwicklungsplanung, keine ausgearbeiteten Programme, kein von Beraterhand getriebenes Talentmanagement-System. Wenn es eine neue Aufgabe gibt, lautet die Frage: "Wer von uns kann, wer von uns will das wuppen?" Und dann der bemerkenswerte Satz: "Wer die Hand hebt, kommt grundsätzlich in Frage." Egal, was derjenige vorher gemacht hat oder wo er bisher gearbeitet hat. Das gilt übrigens auch für Mitarbeiter, die über 60 sind. Wer sich hier bewährt, dem vertraut man eben weitere Aufgaben an. Gibt es ein besseres Assessment Center?

Mitarbeiter halten

Wenn ein Mitarbeiter gehalten werden soll, weil er wertvoll für das Unternehmen ist, dann lautet die Frage: "Was können oder müssen wir dafür tun?" Der eine möchte mehr Zeit mit seiner kranken Frau verbringen, der andere weniger reisen, die nächste eigentlich nach der Geburt des Kindes ganz aussteigen... Man findet eine Lösung.

Dass das keine Märchen sind, zeigt sich in der Art und Weise, wie der Inhaber zu seiner Nachfolgerin kam. Nach zwei gescheiterten externen Einstellungen drängt er seine Favoritin, in seine Fußstapfen zu treten, die aber will für eine Weile ihre Arbeit auf drei Tage reduzieren. Er geht darauf ein und hat seine Idealbesetzung gefunden.

Talentmanagement kann so einfach sein. Klar, nun wird es wieder heißen, das ginge nur im Mittelstand. Mag sein, aber warum versucht man dann, auch dem Mittelstand komplexe Managementsysteme anzudrehen?

Rezension zum Thema:
Hausgemacht, enable 12/2008

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