Sonntag, 2. November 2008

Macht, Status und Geld

Nehmen wir es mal so wie es in der Financial Times geschrieben stand. Es geht darum, wie Headhunter einen Manager dazu bringen, ihren Arbeitgeber zu wechseln und eine neue Stelle anzutreten. Zitat eines Personalberaters: "Das Gehalt muss steigen, die Position ranghöher sein als die jetzige, der Titel schöner klingen." Passt ja wunderbar ins derzeitige Bild des Managers, den nichts anderes interessiert als Kohle und Status. Ich gebe zu, dass ich dort lieber den Satz gelesen hätte: "Am ehesten lassen sich Manager durch herausfordernde Aufgaben, durch die Aussicht auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und eine Unternehmenskultur des Vertrauens und gegenseitigen Respekts zum Wechseln motivieren."

Stand dort aber nicht. Wenn wir der Aussage Glauben schenken, dann sind wir noch weit entfernt von so etwas wie einem Wertewandel. Welches Verständnis können Mitarbeiter dieser Führungskräfte erwarten, wenn diese Erfolg an Gehaltssteigerung und mehr Macht und Status messen?
Ich stelle mir vor, dass zu einem Manager, der gerade den Arbeitgeber gewechselt hat, ein Mitarbeiter kommt mit dem Ansinnen, sich weiter zu entwickeln. Dass dieser Manager auf den Gedanken kommt, ihm eine interessantere Aufgabe anzubieten, die Möglichkeit eröffnet, weitere Fähigkeiten z.B. durch Trainings zu erwerben oder ihm gar in Aussicht stellt, mehr Zeit für die Familie zu haben, ist extrem unwahrscheinlich. Und würde der Mitarbeiter genau danach fragen, würde dieser Manager wahrscheinlich nur denken: "Keinen Ehrgeiz, der Mann!"

Mich hat mal jemand gefragt, wie er wohl seinem Chef klarmachen kann, dass er in seiner jetzigen Lebensphase etwas mehr Zeit für sich selbst benötigt. Meine Antwort: "Sagen Sie es ihm doch!" Seine Reaktion: "Das versteht der nie. Ich glaube, ich werde ihm erklären, dass ich einige meiner derzeitigen Aufgaben auf meine Mitarbeiter übertragen werde und mich etwas rar machen möchte, um zu schauen, wer von ihnen das Zeug zu mehr Verantwortung hat." Das nennt man dann wohl taktisches Vorgehen.

Rezension zum Thema:
Gutes Netzwerk ist wertvoller als jede Datenbank, Financial Times Deutschland, 8.9.2008

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