Sonntag, 14. September 2008

Warum halten wir so viel fest?

Wer hängt nicht an etwas, das er besitzt? Warum ist es schöner, ein Buch selbst im Regal stehen zu haben statt es sich auszuleihen? Warum ziehen wir einen Zaun um unseren Garten, statt eine gemeinsame Parklandschaft zu gestalten, die alle Nachbarn genießen können? Warum stehen im Plattenregal so viele CDs, dass ein einziges Leben nicht ausreicht, alle Titel zu hören, selbst wenn man rund um die Uhr Musik abspielen würde?

Kurz: Was treibt uns eigentlich an, Dinge zu besitzen, und zwar in einem Umfang, der bei manchen Menschen jede Vorstellung sprengt? Das Thema "Besitz" in der Ausgabe 7/2008 der Brand eins hat mich nachhaltig beschäftigt. Ich, der an jedem alten T-Shirt hängt und der kaum etwas wegwerfen kann. Wieso eigentlich?

Ich gestehe, dass ich ein sehr ambivalentes Verhältnis zu Besitz habe. Ich kann mich auf der einen Seite nur schwer trennen, auf der anderen Seite erscheint es mir immer sinnloser, sein Herz an Gegenstände zu hängen.

Was das mit Management zu tun hat? Nichts direkt sicherlich. Aber so, wie wir an Dingen hängen, so klammern wir uns auch an Gewohnheiten, an Lebensumstände, an Beziehungen, an unseren Job - und wenn er noch so belastend und frustrierend ist. Mag sein, dass ich im Moment besonders sensibel gegenüber allem, was scheinbar so unverrückbar ist, bin. Es ist mitunter bitter zu sehen, wie sich Menschen an Dinge wie Karriere, Status und Position klammern und was sie an Lebensqualität bereit sind, dafür zu opfern. Dann schon lieber an alten T-Shirts hängen...

Rezension zum Thema:
Ich brauche das nicht, Brand eins 7/2008

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich denke, dass Besitz im Wesentlichen eine identitässtützende Funktion hat. "Haste was, biste was" lautete ein früherer Werbespruch.
Wir definieren uns über Besitz anstatt über das Leben. Erich Fromm hat ja in seinem Buch "Haben und Sein" dieses Haben-Modus gut beschrieben. Deswegen braucht man immer mehr Besitz, da man spürt, dass es nur ein Ersatz ist.
Da das letzte Hemd keine Taschen hat, hilft ja auch gegen die Angst vor dem Ende nicht das neueste iPhone, sondern nur ein gelebtes Leben.