Management by Objectives ist Schnee von gestern. Warum? Weil heute kaum jemand, der über ausreichend Realitätssinn verfügt, Ziele über einen längeren Zeitraum definieren kann. Wie auch? Ich habe mal einen Personalentwickler beraten, der in seinen Zielvereinbarungen die Einführung eines Vorgesetzten-Feedbacks stehen hatte. Die ersten Gespräche verliefen vielversprechend, doch vor dem nächsten Termin kam ein Anruf, den ich schon erwartet hatte: Das Unternehmen war übernommen worden, die neue "Mutter" hatte andere Pläne, und Vorgesetzten-Feedback gehörte schon gar nicht zu den priorisierten Themen.
Dabei hat man sich so viel davon versprochen: Wer sein Ziel kennt, der kann seine Handlungen daran ausrichten. Ziele geben Orientierung, sorgen dafür, dass alle an einem Strang ziehen (naja, zumindest theoretisch, wenn man nicht nur Inidividualziele vereinbart) und geben den Führenden das Gefühl, alles im Griff zu haben. Was kommt nun?
Werte als Orientierungshilfe?
Bei Lands' End, so behauptet deren oberste Personalentwickler, wird mit Hilfe von Werten geführt. Ist das eine Alternative? Ich finde ja. Relativ schnell erkennt jeder neue Mitarbeiter, was wirklich zählt im Unternehmen.
Beispiel: Mir hat einmal ein Außendienstmitarbeiter erzählt, dass er als Neuer nicht sofort einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt bekommen konnte. Da er aber umgehend einen Wagen brauchte, bekam er ein älteres Modell. Problem: Dieses gehörte einer Kategorie an, die nicht seinem "Status" entsprach: Es hatte ein Schiebedach! Ein solches jedoch stand ihm nicht zu. Die Lösung? Sie ahnen es: Das Schiebedach wurde zugeschweißt. Eine Posse?
Bei Lands' End soll das anders sein. Wenn Werte wie "Respekt" und "Verantwortung" tatsächlich gelten, dann passt dazu, dass Mitarbeiter im Call Center selbst entscheiden, wie lange sie mit einem Kunden telefonieren. Oder das man auf Vorzimmer als Statussymbole verzichtet.
Kann man hier von einem "Management by Values" reden? Kann man. Wenn ich weiß, was in meinem Unternehmen zählt, bietet mir das eine Orientierung für mein Verhalten - gegenüber Vorgesetzten, Kollegen, Mitarbeitern und Kunden. Eigentlich ganz einfach. Für das Management gilt dann nur noch, dass es sich gemäß diesen Werten auch verhält - vorbildlich eben, auch wenn der Ausdruck altmodisch erscheint. So was von banal, oder?
Rezension zum Thema:
Blick hinter die Kultur-Kulisse, managerSeminare 2/2008
Ein interessantes Video zu dem Thema (Tipp von einem Leser) ist der Beitrag von Peter Kruse auf Youtube.
Sonntag, 7. September 2008
Management by Values?
Eingestellt von Johannes um 18:08:00
Labels: Werte, Zielvereinbarungen
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2 Kommentare:
Zu dem beschriebenen Thema kann ich die Äußerungen von Prof. Kruse auf Youtube empfehlen. Sehr interessant und zum Diskutieren anregend.
http://www.youtube.com/watch?v=DYxDlIkmzX0&feature=PlayList&p=6F8B805C5213A40B&index=14
Hallo Herr Thönneßen,
ich stöbere immer wieder gerne in Ihren Blog. Hier finde ich oft wertvolle Anregungen für Unternehmer. Ich bin selber Inhaberin einer Cataringfirma und bin noch in so manchen Situationen unsicher, was den Umgang mit meinen Angestellten betrifft. Daher freue ich mich immer besonders über die Tipps zum Thema Mitarbeiterführung .
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