Wenn in Krisenzeiten gespart wird, dann bedeutet das in vielen Fällen, dass plötzlich weniger Mitarbeiter mehr Arbeit übernehmen müssen. Laut einer Umfrage klagen viel mehr Befragte über Unterbesetzung als in 2008. Dazu kommt Angst vor dem Arbeitsplatzverlust als Stressfaktor.
Bei aller Skepsis gegenüber solchen Umfragen - es klingt zumindest plausibel. Dann folgen weitere Ergebnisse dieser "Studie" (immerhin wurden 6000 Fach und Führungskräfte aus dem Personal- und Finanzwesen in 20 Ländern befragt). Gefragt wurde nach Maßnahmen gegen den Stress. Ich vermute mal, dass es sich um keine offenen Fragen handelte, sondern Alternativen vorgegeben wurden. Und das kam dabei heraus:
45% der Unternehmen machen keine Angeboten gegen Stress.
In 36% der Unternehmen können Mitarbeiter mit ihren Vorgesetzten über eine neue Verteilung der Arbeitsaufgaben diskutieren.
In 19% der Unternehmen gibt es einen Bonus für außergewöhnliche Leistungen.
Wie bitte? Nachvollziehbar erscheint mir noch, dass viele Fach- und Führungskräfte die Aussage unterschreiben, dass in ihrem Unternehmen nichts gegen den Stress unternommen wird. Aber das zwei Drittel dieser Zielgruppe rückmeldet, man könne in ihrem Unternehmen NICHT über eine andere Verteilung der Aufgaben mit seinem Vorgesetzten diskutieren, ist schwer zu glauben. Für mich gibt es drei Erklärungsansätze:
(1) Entweder wird die Diskussion mit dem Vorgesetzten nicht als Maßnahme des Unternehmens gegen Stress verstanden;
(2) oder hier haben die meisten aus eigener Erfahrung gesprochen nach dem Motto: "Ich kann mit meinem Chef nicht darüber diskutieren!";
(3) oder aber die meisten haben resigniert, weil eine solche Diskussion deshalb sinnlos ist, weil eine andere Verteilung bei der Unterbesetzung gar keine Veränderung bewirkt.
Und dann die geniale Maßnahme "Bonus für besonderes Engagement". Das soll ein Mittel gegen Stress sein? Wie ist das denn zu verstehen? Mal abgesehen von allen Vorbehalten gegenüber einem Bonussystem: Gemeint sein kann ja hier nur, dass die Befragten den Bonus als "Schadensersatz" verstehen: Wenn schon Stress, dann wird das Leiden wenigstens durch finanzielle Ausgleichszahlungen "ausgeglichen". Davon kann man sich dann eine kostspielige Rehabilitationsmaßnahme bezahlen. Zynisch? Sicher...
Rezension zum Thema:
Die Wirtschaftskrise nicht zur Mitarbeiterkrise werden lassen, Personalwirtschaft 9/2009
Samstag, 16. Januar 2010
Maßnahmen gegen den Stress
Eingestellt von Johannes um 10:14:00
Labels: Entlohnung, Unternehmenskultur
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