Die Trainer unter den MWonline-Lesern werden das kennen. Man hat eine Gruppe eines Unternehmens vor sich, mit der man mehrere Tag arbeitet. Im Laufe des Seminars und oft auch noch am Abend plaudern die Teilnehmer aus dem Nähkästchen: Wie es so zugeht im Unternehmen, wie es um die Wertschätzung der Mitarbeiter bestellt ist, wie man sich informiert fühlt, welchen Eindruck der neue Vorstand macht und welche Gerüchte über eine erneute Umstrukturierung die Runde machen. Und selbst wenn die Informationen wenig konkret sind: Trainer bekommen sehr hautnah die allgemeine Stimmung mit.
Bei einem Seminar erzählten mir Teilnehmer von dem Versuch der Unternehmensleitung, ein Leitbild aufzusetzen und die Identifikation mit dem Unternehmen zu verbessern. Der Ansatz wurde als extrem unglaubwürdig empfunden, weil gleichzeitig Gerüchte über Verkäufe ganzer Bereiche im Umlauf waren.
Das Wissen der Trainer nutzen?
Schon oft habe ich gedacht: Warum fragen die Auftraggeber nicht nach einer Veranstaltung, welchen Eindruck der Trainer gewonnen hat? Verpasst man hier nicht eine gute Gelegenheit, so manche Mitarbeiterbefragung überflüssig zu machen?
Die bittere Wahrheit ist: Es interessiert niemanden. Die Weiterbildungsabteilung vergibt den Auftrag, die Mitarbeiter zu qualifizieren, mit der Durchführung der Maßnahme ist dieser Auftrag erfüllt. Was sollte sie mit dem Wissen um die Befindlichkeit der Mitarbeiter schon anfangen?
Noch wahrscheinlicher: Genau dieses Wissen hat man in den für Weiterbildung zuständigen Bereichen längst und dabei die Erfahrung gemacht, dass es weder in der eigenen Hierarchie noch in den Top-Etagen auf Interesse stößt. Also wozu Erkundigungen bei den Trainern einholen? Noch mehr Wissen, das in den Schubladen verschwindet.
So frustrierend es auch ist: Die Idee, Trainer als Berater für die Organisation zu nutzen, ist nur gut gemeint. Mehr leider nicht.
Rezension zum Thema:
Wie Unternehmen Trainer als Berater nutzen! Wirtschaft und Weiterbildung 5/2008
Dienstag, 27. Mai 2008
Was Trainer erfahren
Eingestellt von Johannes um 16:03:00
Labels: Unternehmenskultur
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1 Kommentar:
Hallo Herr Thönnißen,
ich denke da malen Sie ein zu schlechtes Bild.
Wir hier bei der salegro Vertriebsberatung (www.salegro.de) haben es uns zu einer guten Angewohnheit gemacht, nach jedem Projekt den Auftraggeber über solche Stimmungen zu informieren, natürlich unter absoluter Wahrung der Anonymität einzelner Teilnehmer.
Unsere Auftraggeber schätzen das sehr, dieses "ungefragte" Feedback.
Heiko van Eckert
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