Da habe ich eine kleine Diskussion losgetreten, die nach Fortsetzung schreit. In einem MWonline-Spezial habe ich mich ziemlich kritisch zu den gängigen Beurteilungssystemen und Kompetenzmodellen geäußert. Um das an dieser Stelle noch einmal aufzugreifen: Natürlich bin ich auch der Meinung, dass Führungskräfte in ihrer Arbeit durch "Werkzeuge" unterstützt werden sollten, und dass dies die Aufgabe von Personalern ist. Allerdings halte ich es für einen groben Irrtum zu glauben, dass Instrumente aus schlechten Führungskräften gute machen. Mehr noch: Instrumente helfen ihnen nicht mal.
Es ist wie mit einem Handwerker: Drücken Sie einem schlechten Handwerker ein hochkomplexes Werkzeug in die Hand und legen Sie eine ausführliche Bedienungsanleitung dazu. Wird er damit Erfolg haben? Wenn überhaupt, dann sollte man sehr einfach zu handhabende, quasi narrensichere Tools entwickeln. Stattdessen, und das ist das eigentliche Dilemma von Beurteilungssystemen, bastelt man Universalinstrumente, so eine Art "Hammerzangenschraubendreherschlüssel" und schult dann Führungskräfte in halbtägigen Workshops. Anschließend sollen sie diese Verfahren anwenden, damit Potenzial beurteilen, Leistung beurteilen, Zielerreichung messen und Prämien verteilen. Und so ganz nebenbei auch noch Entwicklungsmaßnahmen festlegen und Feedback geben. Merkt denn niemand der Vertreter solcher Instrumente, wie unsinnig das ist?
Nebenbei gesagt sind die meisten dieser Verfahren auch noch schlecht gemacht. Nicht genug damit, dass die schlechten Führungskräfte dann mit schlechten Verfahren arbeiten müssen, auch die guten müssen sich damit herumärgern. Bitter, oder? Da will man schwache Führungskräfte dazu kriegen, ihren Job gut zu machen und vergrault auch noch die besseren.
Wer sich in die Diskussion einmischen möchte, findet hier Ausschnitte aus meinem E-Mail-Dialog mit Professor Heinz Knebel. Bin gespannt.
Samstag, 24. Mai 2008
Allzweckwaffe Mitarbeiterbeurteilung
Eingestellt von Johannes um 23:13:00
Labels: Beurteilung
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2 Kommentare:
Wenn man das konstruktive von der Kritik in diesem Artikel trennt, bleibt also übrig: "Macht Werkzeuge. Macht sie aber einfacher und narrensicher." ==> Ein Allgemeinplatz, oder?
Nicht, dass ich dem jedoch nicht zustimmen würd. Hat das nicht direkt was mit Usability zu tun? :-)
Ein Allgemeinplatz? Mmmmh, offensichtlich ist es aber gar nicht so einfach, das mit dem "einfach und narrensicher". Das Problem ist eben, dass man, wie bei modernen Handys, alles in ein Tool packt und dann so viele Knöpfe produziert, dass keiner mehr durchblickt.
Bei den Handys habe ich immerhin noch die Wahl, ich muss die Funktionen nicht nutzen. Bei den Beurteilungsinstrumenten verdonnert man aber Führungskräfte dazu, alle Funktionen anzuwenden - mit den beschriebenen Folgen.
Nö, hat nicht nur was mit "Usability" zu tun, ist eben doch was anderes als ein Handy.
Johannes Thönneßen
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