Da habe ich doch wieder einen neuen Begriff gelernt: "Individual Branding". Zum ersten Mal habe ich vor Jahren bei Tom Peters von der Idee gelesen, dass der Mensch sich als Marke begreifen und natürlich auch entsprechend vermarkten sollte. Nun begegnete mir der Ansatz wieder, verblüffenderweise diesmal im Zusammenhang mit dem Thema "Personalentwicklung". Das Argument: Der berufliche Erfolg hängt zu 10% von der eigenen Leistung, zu 30% von der Selbstpräsentation und zu 60% vom Bekanntheitsgrad im Unternehmen ab. Grandios. Wie immer bei solchen Zahlen fragt sich der verdutzte Leser, wie diese wohl zustande gekommen sind. Und er fragt sich weiter, was das denn bedeutet? Zwei Schlussfolgerungen fallen mir da ein:
Nur nicht zu viel Zeit damit verschwenden, Leistung zu erbringen, denn diese trägt kaum etwas zum beruflichen Erfolg bei. Dafür mehr Energie in die Selbstpräsentation stecken. Oder: Hauptsache, bekannt werden im eigenen Unternehmen, egal wie. Es muss nicht unbedingt durch Leistung sein.
Hier kommt noch eine Schlussfolgerung, die nicht von mir stammt: Leute, die sich nicht richtig selbst vermarkten, werden im Unternehmen nicht bekannt, und damit entgeht dem Unternehmen möglicherweise das eine oder andere Talent, das vor sich hinschlummert. Also täten Unternehmen gut daran, ihre Mitarbeiter in Sachen Selbstvermarktung zu unterstützen. Sie sollten ihnen einen Karrierecoach zur Seite stellen, der dann mit ihnen analysiert, wie es um den Bekanntheitsgrad aussieht, wer die wichtigen Menschen im Unternehmen sind, die sie noch nicht kennen und wie sie es schaffen, sich ihnen zu präsentieren.
Ob man sich auf diese Weise teure Personalentwicklungssysteme schenken kann? Ich habe so das Gefühl, dass "Individual Branding" kein neuer Megatrend wird und als untauglicher Versuch der Coaching-Branche, sich neue Aufgabenfelder zu verschaffen, in Erinnerung bleiben wird. Wenn sich jemand überhaupt daran erinnern wird.
Rezension zum Thema:
Marketing in eigener Sache, Personalwirtschaft 8/2010
Mittwoch, 6. Oktober 2010
Sich selbst vermarkten
Eingestellt von Johannes um 07:34:00
Labels: Erfolg, Marketing, Personalentwicklung
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