Montag, 24. Mai 2010

Online-Stress

Sie sollen das nächste große Ding im Internet werden: Dienste, bei denen man sich per Handy einwählt und damit seinen Aufenthaltsort bekanntgibt. Ortungsdienste nennt man das, oder auch "Location-Based Services". Menschen, denen man das erlaubt hat (also "Freunde") können mit dem gleichen Programm sodann erkennen, wo man sich aufhält. Und wenn man dann von dem Restaurant, in dem man sich gerade aufhält, schwärmt, ist das die perfekte Werbung - direkter geht es kaum.

Es fällt nicht schwer, sich vorzustellen, dass diese neuen Angebote ein Renner werden, entsprechend stehen die Investoren mit ihren Millionen Schlange.

Ich frage mich etwas anderes: Wie viele Mitgliedschaften in solchen "Netzwerken" verkraftet ein Mensch? Irgendwo habe ich gelesen, dass sich Menschen vier Stunden täglich auf Facebook tummeln. Nun stelle ich mir vor, dass sie ja noch regelmäßig kurze Botschaften auf Twitter verbreiten müssen, bei Xing reinschauen, ob nicht gerade ein tolles Job-Angebot vorbeiflattert und ihre alten Kontakte auf StudiVZ pflegen.

Ich sehe sie vor mir, wie sie all das nacheinander, kaum dass sie ein Restaurant betreten, auf ihrem Smartphone anwählen und natürlich schnell noch ihren Standort durchgeben. Dazwischen muss ja auch noch Zeit bleiben, die e-Mails zu lesen.

So wie Menschen auch nicht in mehr als zwei Sportvereinen (neben dem Schützen- oder Karnevalsverein) aktiv sein können, so werden sie auch nicht parallel in mehreren "Netzwerken" ihre Zeit verbringen können. Also kann es doch nur so sein, dass diese Dienste zusammenwachsen und alle Funktionen auf einmal anbieten. Man kann sich vorstellen, wie heftig der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Sektor sein wird. Schon jetzt abzulesen daran, dass Microsoft Outlook mit den Kurzmeldungen der Netzwerke verknüpft und Google versucht, seine Mail-Kunden mit den Kartendiensten zu verknüpfen.

Ich für meinen Teil bin schon jetzt restlos überfordert und habe mit dem Bearbeiten meiner Mails mehr als genug zu tun. Eine bittere Erkenntnis...

Rezension zum Thema:
Da bist zu ja! Financial Times Deutschland 15.4.2010

2 Kommentare:

Bettina Stackelberg hat gesagt…

Wie wahr, wie wahr!
Segen und Fluch virtueller Netzwerke. Ich habe eine klare Entscheidung getroffen: Ich will NICHT auf möglichst vielen Hochzeiten mittanzen, sondern mich in einem Netzwerk aktiv beteiligen, das wirklich zu mir passt. Wieder einmal gilt hier: Qualität vor Quantität. Sicher, vielleicht käme ich an den einen oder anderen Kunden mehr heran, wenn ich statt NUR auf Xing auch noch auf Facebook und Twitter wäre. Aber die Nachteile davon würden überwiegen: In der Tat hab ich noch etliches anderes zu tun als stundenlang in Netzwerken nach dem Rechten zu sehen. Außerdem ists auch eine klare Aussage, die ich damit tätige: Facebook ist mir zu privat und oft zu unprofessionell, Twitter verwirrt mich eher - da müsste ich mich hinzwingen zu. Auf XING fühl ich mich seit Jahren zu Hause, bin freiwillig und sehr gerne aktiv (schreibe viel in den Gruppen und moderiere selbst zwei) - und der Erfolg gibt mir recht: 2 Buchaufträge, etliche Coaching Klienten und Seminarteilnehmer hab ich durch XING schon gewinnen können.

Also - besser focussieren und sich klar entscheiden, als überall mitmischen wollen.

Herzlichst, Bettina Stackelberg

Maxie Riedel hat gesagt…

Ich sehe das aus zwei Blickwinkeln. Einerseits steht da für mich die Frage: "Was bringt das wirklich?" und damit verbunden auch die Sorge: "Passt Facebook/Twitter/etc. wirklich zu uns als Unternehmen?". Andererseits sehe ich aber auch, das sich diese Seiten aktuell großer Beliebtheit erfreuen und sie darüber hinaus viele Möglichkeiten bieten, interaktiv mit Kunden, Interessenten und Netzwerkpartner zu agieren.

Wir haben beschlossen, letzteres zum Anlass zu nehmen um Antworten für Ersteres zu finden. Soll heißen: Wir haben uns als Unternehmen vor Kurzem bei Facebook und Twitter angemeldet und werden nun ganz aktiv herausfinden, was sich damit erreichen lässt und wie gut das tatsächlich zu uns passt.

Ich bin gespannt auf die Wirkung und kann zwischenzeitlich bereits berichten, das es Spaß macht die Möglichkeiten und Features, die diese Seiten bieten, zu entdecken.

Maxie Riedel, staffadvance GmbH