Als ich noch Angestellter eines großen Konzerns war, gab es zum Jahresende einen Bonus. Das war stets sehr angenehm, auch wenn dieser hin und wieder nicht besonders hoch ausfiel. Dann nämlich, wenn das Unternehmen kein allzu gutes Jahr hinter sich hatte. Dafür aber gab es eine ordentliche "Portion" in erfolgreichen Jahren, was die Mitarbeiter sehr zu schätzen wussten. Die Berechnung des Bonus war einfach: Es gab einen Prozentsatz X vom Jahresgehalt. Fertig.
Das war auch in Ordnung so, denn wer viel zum Erfolg des Unternehmens beitrug (und folglich ein hohes Gehalt bezog), der profitierte eben auch im besonderen Maß von der Ausschüttung am Jahresende.
Eines Tages aber setzte auch dieses Unternehmen auf die "leistungsorientierte Vergütung". Nicht mehr der Erfolg des Unternehmens, sondern die Leistung des Einzelnen sollte Basis für die Prämie sein - zumindest eines Teils der Prämie. Die Botschaft dieses Systems lautet: Das Fix-Gehalt entspricht nicht der tatsächlichen Leistung, hier muss mit dem Bonus "nachgebessert" werden.
Die Nebenwirkungen dieses Systems waren lange nicht so gravierend wie in der Finanzbranche. Aber natürlich kam es auch hier vor, dass ein Geschäftsfeld schlecht abschnitt, der Einzelne aber dank einer geschickten Zielvereinbarung einen Bonus erhielt. Nicht anders sind die Phänomene zu erklären, dass jemand einen Millionen-Bonus erhält, obwohl sein Arbeitgeber Milliarden in den Sand gesetzt hat.
Warum ist das so schwer zu verstehen? Wer sich einem Unternehmen anschließt, tut das unter anderem (oder sollte es tun), um gemeinsam mit anderen Gewinne zu erwirtschaften. Gelingt das, haben alle daran Anteil. Gelingt es nicht, gibt es auch nichts auszuschütten. Wer auf Einzelprämien setzt, der wird Unternehmer. Punkt.
Bleibt das Problem mit der "Leistungsgerechtigkeit", womit wir bei einem Uralt-Thema sind. Es ist der Job des Managements bzw. des verlängerten Armes "Human Resources", dass die Gehälter dem Wert entsprechen, den ein Mitarbeiter für ein Unternehmen hat. Das mag extrem schwierig sein, deshalb wird ja auch stets versucht, hierfür feste Systeme (Gehaltsbänder, Tarifstrukturen etc.) zu finden, um sich dann hinter ihnen zu verstecken. Das aber funktioniert nun eben nie: (Leistungs-)Gerechtigkeit lässt sich nicht an Systeme delegieren. So wird auch der Versuch scheitern, langfristige Bonussysteme zu etablieren...
Rezenionen zum Thema:
Bonus erst nach sieben fetten Jahren, Financial Times Deutschland vom 1.4.2009
Schwerer Weg zu mehr Weitblick, Financial Times Deutschland vom 26.3.2009
Bonus mit Malus, Wirtschaftswoche 19/2009
Montag, 8. Juni 2009
Wohin mit dem Bonus?
Eingestellt von Johannes um 13:48:00
Labels: Entlohnung, Zielvereinbarungen
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