Samstag, 9. Februar 2013

Erfolge der Stars?

Mal angenommen, man könnte tatsächlich herausfinden, was erfolgreiche CEOs von weniger erfolgreichen unterscheidet - was dann? Im Harvard Business Manager 01/2013 werden uns die weltweiten Top 50 präsentiert. Ihr Erfolg über viele Jahre wird dabei gemessen an der länderbereinigten Rendite, der branchenbereinigten Rendite und der Entwicklung der Marktkapitalisierung. Mit anderen Worten: Am finanziellen Erfolg. Überschrieben ist der Beitrag mit "Die 50 besten Manager der Welt". Ganz oben thront Steve Jobs (Apple), gefolgt von Jeff Bezos (Amazon) und Yun Jong-Yong (Samsung).
Und dann versuchen die Autoren, Zusammenhänge herzustellen. Z.B. zwischen Erfolg und Region. Da schneiden Inder, Brasilianer und Mexikaner besonders gut, Japaner und Chinesen eher schlecht ab. Amerikaner und (Kontintal-)Europäer liegen im Mittelfeld.

Oder zwischen MBA-Titel und Erfolg (MBA-Absolventen sind häufiger weiter vorne platziert). Ganz großartig: Wie schneiden CEOs ab, die einem nicht erfolgreichen CEO folgen? Ergebnis: Besser. Zumindest in den USA, China, Indien oder Großbritannien. Nicht in Europa, Japan und Lateinamerika. Genialer Tipp: Wenn Sie viel Shareholder-Value schaffen wollen, sollten sie bei einem schlechten Unternehmen in den oben genannten Ländern anheuern. Ist vermutlich nicht mal ironisch gemeint...

Was sind solche sogenannten Studien eigentlich wert? Außer dass sie dem Ego der oben platzierten Menschen (zumeist Männer - was ist wohl hieraus abzuleiten?) dienen, helfen sie niemandem, finde ich. Ich bezweifle, dass es einen Zusammenhang zwischen der Person auf dem Chefsessel und finanziellem Erfolg gibt. Wieso wird das hier einfach vorausgesetzt?

Was würde wohl herauskommen, wenn man sich die Leitungsteams anschauen würde? Oder die Finanzchefs? Oder die Chefs der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen? Wären möglicherweise die gleichen Unternehmen ganz vorne? Und dann?

Und was ist überhaupt Erfolg? Ist ein Fußballtrainer, der mit Real Madrid die Champions League gewinnt, besser als einer,  der es mit Bayern München schafft? Und was ist, wenn Madrid wirtschaftlich nahezu pleite, aber Champions League Sieger ist?

Ein Ergebnis der "Studie" finde ich allerdings höchst erfreulich. Die Autoren haben auch den Zusammenhang zwischen (wirtschaftlichem) Erfolg und verantwortungsvollem Wirtschaften untersucht - und keinen gefunden. Anders ausgedrückt: "Gutes tun" führt nicht automatisch zu mehr Gewinn oder Wert. ALLERDINGS: Es verhindert es offenbar auch nicht. Es gibt Unternehmen, die soziale Verantwortung zeigen und trotzdem zur "Elite" zählen.

Man kann also getrost aufhören, Manager damit zu ködern, dass sie aus Rendite-Gründen sozial verantwortlich handeln müssen (ist ja ohnehin unglaubwürdig, wenn man bedenkt, wie ungemein erfolgreich das organisierte Verbrechen ist). Sie können sich aber auch nicht damit herausreden, dass Geschäft und Verantwortung für Mensch, Umwelt und Gesellschaft einander ausschließen. Ist doch zumindest ein Trost...

Rezension zum Thema:
Die 50 besten Manager der Welt, Harvard Business Manager 1/2013

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