Montag, 20. September 2010

Verlernen wir das Schreiben?

Das Ende einer Kulturtechnik? Verlernen wir das Schreiben mit der Hand? Was mir immer mehr auffällt, ist wie schwer mir tatsächlich das Verfassen von Scthriftstücken fällt, wie mühsam es ist, den Stift zu führen. Und das Ergebnis ist erschütternd: Unregelmäßig, fahrig, unleserlich. Mitunter erschließt sich die Bedeutung eines Wortes nur noch aus dem Zusammenhang.


Kein Wunder, sagen die Experten. Schreiben muss man üben, und zwar regelmäßig, sonst verlernt man es tatsächlich. Aber wer setzt sich schon hin und übt? Was früher selbstverständlich Teil des täglichen Lebens war, ist heute die Ausnahme. Wir hacken unsere Briefe in eine Tastatur, wir verfassen Notizen auf dem Smartphone und statt kurze Mitteilungen auf Zetteln an den Kühlschrank zu heften versenden wir lieber eine SMS. Den Stift nehmen wir nur noch in die Hand, um eine Unterschrift zu leisten - und die fällt dann schon schwer.

Nun treten wahrscheinlich die ersten Retter auf den Plan und plädieren dafür, die Kunst des Schreibens zu retten. Und wirklich, es erscheint auch mir kaum vorstellbar, dass die nächsten Generationen die Handschrift als Relikt aus der Vergangenheit betrachten werden. Sie werden kaum nachvollziehen können, wozu sie diese überhaupt noch in der Schule lernen sollen? Es werden Kinder in der ersten Klasse auftauchen, die eine Tastatur perfekt beherrschen und den Lehrer erstaunt anschauen, wozu sie denn die Worte mit einem Stift auf das Papier bringen sollen, wo man sie doch viel einfacher ausdrucken kann.

Wem das jetzt völlig absurd und undenkbar vorkommt, der sei daran erinnert, dass heute auch niemand mehr die Keilschrift beherrscht oder weiß, wie man per Rauchzeichen kommuniziert. Alles hat seine Zeit....

Noch etwas, das mir beim Versuch, die Zeilen auf das Papier zu bannen, auffiel: Ich hatte arge Mühe mich darauf zu konzentrieren, keine Fehler zu machen - die Löschfunktion fehlt ja völlig. Das war schon fast eine Überraschung. Welche Folgen diese Funktion für das Festhalten von Informationen bzw. die schriftliche Kommunikation hat, wäre mal interessant zu untersuchen...

Rezension zum Thema:
Das kann ja keiner lesen, Financial Times Deutschland, 13.8.2010

1 Kommentar:

Claudia Salowski hat gesagt…

Ich kenne diese Problemstellung gut. Vor einer Weile hatte ich deshalb sogar eine Diskussion in einer Postfiliale, als ich das PostIdent-Verfahren nutzen wollte und kaum noch in der Lage war, meine Unterschrift exakt so auf das Papier zu bringen, wie sie auf meinem Ausweis zu sehen ist.