Ist der 31.12. eines jeden Jahres wirklich geeignet, sich zu besinnen und gleichzeitig nach vorn zu schauen? Ich war heute in der Stadt und habe nur mit Mühe einen Parkplatz gefunden. Alle Welt war auf den Beinen, als ob es die letzte Gelegenheit war, Lebensmittel zum Überleben zu ergattern. Der Silvester-Tag scheint mir vor allem für Hektik und Stress zu bestehen, und der Neujahrstag darin, sich von den Strapazen zu erholen.
Und dennoch - da gibt es so einen kleinen Moment, nämlich den kurz nach Mitternacht, wenn alles um einen herum sich in den Armen liegt und ein frohes neues Jahr wünscht und der Sektkorken nicht aus der Fasche will. In diesem Moment laufen einige der besonderen Momente des vergangenen Jahres vor dem inneren Auge ab. Wohl dem, der sich mit Dankbarkeit und Freude erinnern kann.
Was aber, wenn diese Momente einfach nur schrecklich waren? Wenn das Jahr überschattet war von Abschied, Trauer und unendlicher Verzweiflung? Was, wenn jeder Gedanke an schöne Dinge, die geschehen sind oder vor einem liegen, sofort beiseite geschoben wird von der Erkennntnis, dass nichts wirklich Bestand hat? Für mich war es ein Jahr, das nahezu alles in Frage gestellt hat, was bisher so selbstverständlich erschien. Und das den Blick nach vorn so stark trübt, dass Pläne und Wünsche nur mühsam formuliert werden können.
Das klingt depressiv, mutlos und hoffnungslos, ich weiß. Und es ist nicht das, was man zum Jahreswechsel lesen möchte, weil es nichts als Hilflosigkeit auslöst. Was soll man jemandem sagen, was für ihn tun, der so denkt? Die Antwort habe ich in diesem Jahr vielfach erfahren und sie ist so einfach: Mitgefühl zeigen. Womit der Wunsch im Namen aller, die diesen Jahreswechsel ähnlich empfinden, lautet: Versucht nicht, anderen in diesen Situationen gute Ratschläge zu geben oder mit aufmunternden Worten Trost zu spenden nach dem Motto: "Es wird schon weiter gehen!" Zeigt einfach nur Mitgefühl. Mehr ist gar nicht nötig.
Mittwoch, 31. Dezember 2008
Blick zurück und nach vorn
Eingestellt von Johannes um 15:27:00
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