So schnell ändern sich die Zeiten, mag man vermuten. Das neuste Arbeitgeberranking der Wirtschaftswoche, bei dem junge Berufstätige befragt wurden, hat angeblich gezeigt, dass Sicherheit und ein anständiges Grundgehalt wichtiger sind als eine schnelle Karriere und hohe Boni. Kontinuität, Bodenhaftung und Beständigkeit seien die Schlagworte. Die Dauer der Betriebszugehörigkeit ist von durchschnittlich 10,8 Jahren in 2008 auf 11,2 Jahre in 2010 gestiegen.
Zeigen die Ergebnisse der Umfrage tatsächlich eine veränderte Einstellung? Ich bezweifle das sehr. Sicher, Finanzinstitute, die mit hohen Boni locken, sind etwas in Verruf geraten, und so wie der Anleger lieber zum Gold greift, statt in Unternehmen zu investieren, so setzt der Angestellte im Moment vielleicht mehr auf ein höheres Grundgehalt als auf die vage Aussicht, bei hohem Einsatz am Ende eines Zeitraums eine hohe Prämie zu erhalten. Nachvollziehbar in Zeiten, in denen der Wind jeden Tag drehen kann.
Und die längere Dauer der Betriebszugehörigkeit als Zeichen größerer Beständigkeit? Könnte doch auch damit zusammenhängen, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter in den letzten Jahren nicht so schnell vor die Tür gesetzt haben, sondern dank voller Auftragsbücher dankbar für jeden sind, der bleibt. Und ihnen entsprechende Bedingungen bieten.
Was sagen uns dann solche Umfragen eigentlich? Eigentlich nur, dass Menschen sich in ihren Bedürfnissen den Zeiten anpassen. Was sich genauso schnell wieder ändern kann, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse sich ändern. Ein Beispiel hierfür wird in dem Beitrag genannt: Solarworld, im letzten Jahr noch auf Platz 20 der beliebtesten Arbeitgeber, ist nun auf Platz 40 abgerutscht (bei den Ingenieuren). Kein Wunder, wenn man die Krisenmeldungen liest, oder? Hat der Absturz etwas mit veränderten Bedürfnissen zu tun? Oder die Beliebtheit vor einem Jahr mit Idealismus, wie der Artikel suggeriert?
Wir werden also weiter Jahr für Jahr solche Umfragen präsentiert bekommen. Und je nach Lage im Voraus wissen, was dabei herauskommt. Irgendwie Zeitverschwendung.
Artikel zum Thema:
Stabil statt steil, Wirtschaftswoche 49/2012
Dienstag, 1. Januar 2013
Konservative Berufsanfänger?
Eingestellt von Johannes um 13:59:00
Labels: Motivation, Personalmarketing
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1 Kommentar:
Danke für den interessanten Artikel! Für die Berufseinsteiger noch ein Bericht, der über die Einstiegsgehälter informiert: http://www.marktundmittelstand.de/nachrichten/strategie-personal/einstiegsgehaelter-steigen-berufseinsteiger-im-mittelstand-verdienen-mehr/
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