Ich lese gerade "Radikal führen" von Reinhard Sprenger. Und stelle mal wieder fest, dass der "einzige deutsche Management-Guru" mir immer wieder aus der Seele spricht. Zum Beispiel, wenn es um die ganzen Erfolgsrezepte geht, die uns die Ratgeberliteratur anpreist. Das hat schon bei "In Search of Excellence" von Tom Peters und Richard Waterman nicht funktioniert. Weil, wie Sprenger feststellt, Berater in der Regel sich erfolgreiche Unternehmen anschauen, bestimmte Faktoren isolieren und daraus auf Muster schließen. Diese Muster gehen einher mit Erfolg, aber sind sie auch die Ursache für Erfolg? Eben in der Regel leider nicht, hier wird, wie so oft, "Korrelation mit Kausalität verwechselt" (Sprenger S.191).
Und weil wir eben nicht wissen, was genau Ursache und was Wirkung ist, warten wir nach wie vor auf die universale Erfolgsformel für Unternehmen. Gut für die Berater, sonst wäre das Geschäft ja auch sofort am Ende. Dann könnte man keine Bücher mehr schreiben mit dem schönen Begriff "Prinzip" im Titel. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt, bei Amazon "Prinzip" als Suchbegriff einzugeben. Herrlich: "Das Arroganz-Prinzip", "Das Prinzip Uli Hoeneß", "Prinzip Menschlichkeit", "Das Prinzip Selbstverantwortung" (Sprenger), "Das Prinzip Gewinnen", "Das Prinzip der Pyramide", "Das Pinguin-Prinzip", "Das Günter-Prinzip"... Uff!
Warum gibt es trotz aller "Erfolgsprinzipien" dann doch keines, das sich durchsetzt? "Weil es für jedes Erfolgsrezept zig gültige Gegenbeispiele" gibt (Sprenger, S.193). "Erfolge sind und bleiben Singularitäten" (S.193), die Übertragbarkeit funktioniert nicht, weil alle diese Rezepte den jeweiligen Kontext ignorieren.
Die Konsequenz daraus? Es gibt kein Erfolgsrezept, die Idee, nach einem solchen zu suchen, kann man getrost aufgeben. Wenn es überhaupt eins geben kann dann dieses: "Keins zu haben" (S. 197).
Ja, denke ich, so ist es wohl. Und das hat ja auch seinen Reiz. Wie langweilig es wohl wäre, wenn plötzlich jemand daherkäme und tatsächlich die geniale Formel für unternehmerischen Erfolg gefunden hätte.
Wozu also noch nach Prinzipien suchen? Warum all die Bücher und Artikel nach dem Muster "Was wir lernen können von..."? Weil wir es einfach nicht wahr haben wollen, dass es kein Rezept gibt? Selbst Guru Sprenger kann es nicht lassen. So erklärt er uns in der Wirtschaftswoche, was die Welt vom genialen Fußballer Lionel Messi lernen kann: Bescheiden sein, viele Pausen machen, sich einer Sache ganz verschreiben, Talente früh entwickeln, Körpergröße nicht überbewerten...
Jede Wette, dass es Beispiele von Fußballern gibt, die mit genau gegenteiligen "Rezepten" erfolgreich sind: Große Klappe, viel laufen, jede Menge Marketing in eigener Sache machen, schon als Star eingekauft wurden und über eine stattliche Körpergröße verfügen. Wie sagt Sprenger: "Besser ist es, kein Rezept zu haben." Aber es lohnt sich, weiterhin solche Rezepte zu produzieren. Zumindest für Berater und Buchautoren. Und Management-Gurus....
Rezension zum Thema:
Mach mal Pause! Wirtschaftswoche 9/2013
Donnerstag, 28. März 2013
Von Messi lernen
Eingestellt von Johannes um 09:53:00
Labels: Erfolg, Unternehmensberatung
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1 Kommentar:
Bei all den Erfolgsrezepten spielt der Zufall auch eine große Rolle. Das mag allerdings auch niemand gerne hören.
Folgen nicht auch die "Benchmarking Konzepte" der großen Unternehmensberatungen ähnlichen Mustern? Es werden Faktoren extrahiert, die für "Erfolg" stehen und daran wird "gebenchmarkt", Maßnahmen abgeleitet und verkündet, ...
Dann kann das Unternehmen ja auch nichts falsch machen, oder?
Wichtig ist aus meiner Sicht aus all den Erfolgsrezepten: Nicht kopieren; Ideen aufgreifen, sorgfältig prüfen und einen eigenen Weg entwickeln.
Gute & erholsame Ostern.
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