Das Klagen ist angeblich unüberhörbar: Immer mehr Manager murren, dass ihnen eine bessere Position verwehrt wird. Nicht, weil sie inkompetent sind, sondern weil ihnen weibliche Kandidaten vorgezogen werden. Der Grund hierfür: Die Unternehmen wollen einer gesetzlichen Frauenquote vorbeugen und gehen in die Offensive. Sie verordnen ihren Managern per Zielvereinbarung interne Frauenquoten. Wenn sie diese verfehlen, geht es ihnen an den Bonus. Und weil der Manager hier besonders empfindlich ist, macht er sich ans Werk und befördert bevorzugt Frauen.
Da kommen einem schon interessante Gedanken. Ausgleichende Gerechtigkeit für Jahrhunderte Benachteiligung der Frau, wie die Autoren der Wirtschaftswoche es formulieren. Blöd für diejenigen, die betroffen sind, aber so spielt die Geschichte.
Ein Problem für die Unternehmen, wenn die neue Gleichberechtigung Formen annimmt, entsteht dann, wenn Geschlecht vor Kompetenz geht, maulen die Fachleute. Hallo? Wer will uns denn weismachen, dass in der Vergangenheit bei der Besetzung von Führungspositionen vor allem nach Kompetenz entschieden wurde? Offizielle Männerquoten gab es zwar nicht, aber behauptet wirklich jemand, die Dominanz der Männer in Führungspositionen hätte etwas mit Führungseignung zu tun?
Mag sein, dass nun hier und da eine Frau befördert wird, obwohl der männliche Konkurrent besser geeignet wäre - eben weil jemand seine Quote erreichen möchte. Klar, das Geschrei wird groß sein, und sie wird sich möglicherweise als "Quotenfrau" mies fühlen. Ob sich jemals ein Mann schlecht gefühlt hat, weil er qualifizierten Frauen vorgezogen wurde?
Ein letzter Gedanke, für mich der interessanteste an der Geschichte (auch im Beitrag der Wirtschaftswoche aufgebracht): Wie wäre es, wenn Mann ans Nachdenken kommt. Sich einmal überlegt, ob er die verpasste Karrierechance nicht zu einer Auszeit nutzen möchte. Sich Zeit für die Familie, die Kinder nimmt. Oder sogar grundsätzlich darüber nachdenkt, ob es wirklich so erstrebenswert ist, immer weiter aufzusteigen.
Die bemitleidenswerten Opfer, die in der Wirtschaftswoche - nicht namentlich - vorgestellt werden, scheinen noch nicht so weit zu sein und wechseln lieber in Unternehmen, die mit Frauenkarrieren noch nichts am Hut haben.
Rezension zum Thema:
Das falsche Geschlecht, Wirtschaftswoche 33/2012
Dienstag, 11. September 2012
Der diskriminierte Mann
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