Das ist bitter, aber realistisch. Ein Wirtschaftspsychologe beschreibt in der Brand eins, dass die offizielle Darstellung der Unternehmenskultur (von wegen "Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt") wenig mit der täglichen Praxis im Betrieb zu tun hat. Da wird dann gemeinsam mit den Führungskräften eine neue Leitlinie erarbeitet, aber fragt man später, ob sie auch gelebt wird, dann erhält man ernüchternde Antworten. Sie werden nicht ernst genommen, eher belächelt nach dem Prinzip der drei Gs: Gelesen, gelacht, gelocht.
Ziemlich nah an der Wirklichkeit. Ich habe auch viele Plakate mit schönen Bildern und fein formulierten Leitsätzen in Fluren und Besprechungszimmern hängen sehen, mit ähnlichen Reaktionen. Eine gewachsene Firmenkultur ändert man nicht mit einem Leitbildprozess, zumindest nicht über Nacht. Und für einen längeren Prozess fehlt in der Regel die Zeit - schon allein deshalb, weil das verantwortliche Management gar nicht so lange im Amt ist.
Rezension zum Thema:
Krankheit als Weg, Brand eins 6/2012
Dienstag, 24. Juli 2012
Die drei Gs
Eingestellt von Johannes um 08:27:00
Labels: Unternehmenskultur, Veränderung
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2 Kommentare:
Als Supervisor bin ich vorwiegend in sozialen Bereich tätig. Firmenkulturen unterscheiden sich im sog. Non-Profit-Bereich sicherlich vom Profit-Sektor, was aber ja nicht bedeutet, dass im NPO-Bereich kein Gewinn erwirtschaftet wird.
Jedoch kann ich nach vielen Jahren Berufspraxis sagen, dass die Diskrepanz zwischen Leitbildern der einzelnen Unternehmen und der alltäglich gestalteten und gelebten Realität auch dort ziemlich weit auseinander driftet.
Da tut sich der NPO-Sektor nichts.
Und man sollte ja vielleicht noch denken, dass im sozialen Bereich der Begriff der Kommunikation und die Bedeutung derselben in Pflege, Sozialarbeit, Psychiatrie, Klinikbereich, Familienhilfe usw. , um ein vielfaches wichtiger ist, als vllt. im Ingenieurwesen oder in der BWL.
Bitter genug. Dabei ist das mit dem Leitbild doch eigentlich gar nicht so schwer. Die Unternehmensleitung müsste einfach nur ehrlich sagen, wofür sie steht.
Aber vielleicht ist ja das schon das Problem - das mit der Ehrlichkeit...
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