Ein Professor aus Stanford erklärt uns im Harvard Businessmanager, wie man Macht und Einfluss gewinnt. Denn durch Leistung allein bewegt man noch nichts. Jeffrey Pfeffer heißt der Mann, und ich habe selten einen dümmeren Artikel als diesen gelesen. Eine Anleitung in elf Schritten, darunter befinden sich wahre Schätze:
"Eine Hand wäscht die andere!" oder "Wer am längeren Hebel sitzt, bestimmt, wo es lang geht." Wenn Sie beim Lesen ein ungutes Gefühl überfällt, dann erfahren Sie in dem Beitrag auch, woran das liegen könnte: Sie glauben halt noch an eine gerechte Welt, daran, dass Sie nur Ihre Arbeit machen und anständig bleiben müssen, und alles andere funktioniert von selbst. Aha.
Die Tricks verrät uns dafür der Professor - und führt als Beleg Erzählungen erfolgreicher Manager an (übrigens eine unsägliche Unsitte dieser amerikanischen Management-Literatur: Erst kommt das Erfolgsrezept, und dann die Geschichte, die die Formel belegt - mit EINEM Fallbeispiel!)
Ein paar hübsche Tipps gefällig? Erkären Sie Ihrem Gegner, welche Probleme ihn erwarten, wenn er nicht tut, was sie wollen. Wenn er sich dann eines Besseren besinnt, schicken Sie ihm einen Geschenke-Korb. Kapiert der andere nicht gleich, mit wem er es zu tun hat, dann starten sie eine offene politische Kampagne, mit der Sie ihn kaltstellen. Oder beseitigen ihn auf freundlichen Weise. Wegbefördern ist ein Tipp, mit einer hohen Abfindung hinauskomplementieren ein anderer.
Ich empfehle allen, die daran interessiert sind, die Regeln dieser Art von Machterhaltung bzw. Erlangung zu lernen, den Film "Der Pate" - Marlon Brando hat wesentlich weniger Worte benötigt, um die Prinzipien zu verdeutlichen. Und seinem Gegner einen abgeschnittenen Pferdekopf ins Bett legen lassen.
Noch mal zurück zu den Gründen, warum Menschen vor Macht zurückschrecken. Laut Herrn Pfeffer spiegeln uns viele Management-Bücher eine Scheinwelt vor, und zwar jene, in denen bekannte und erfolgreiche Persönlichkeiten ihren Lebensweg beschreiben. Das Perfide daran: Sie erklären uns, wie wichtig es ist, sich treu zu bleiben, seinen eigenen Weg zu gehen, bescheiden zu bleiben und andere Menschen nicht zu verletzen. Was sie uns aber nicht verraten, sind ihre schmutzigen Tricks, mit denen sie an die Macht gekommen sind. Schließlich möchten auch sie ja bewundert und gemocht werden. Mit der Realität haben diese Bücher jedoch nichts zu tun.
Was uns hingegen der Professor verschweigt, sind die Nebenwirkungen, der Preis der Macht, den diejenigen zahlen, die seinen Tipps folgen. Man muss nicht im Kugelhagel enden, aber der Hass und die Verachtung derjenigen, die man auf seinem Weg beiseite geschoben hat, machen nicht nur einsam, sondern auch krank. Da lohnt sich übrigens die lange Kinonacht mit allen drei Folgen der Corleone-Saga.
Rezension zum Thema:
Wie Sie Macht erlangen, Harvard Businessmanager 10/2010
Sonntag, 6. Februar 2011
Macht erlangen
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2 Kommentare:
Schade, sollte der HBM-Artikel wirklich so schlecht sein, wie Sie schreiben. Ich habe bislang nur ein Buch von J. Pfeffer (und Robert Sutton) gelesen: "Harte Fakten, gefährliche Halbwahrheiten und absoluter Unsinn: Berühmte Managementthesen auf dem Prüfstand" (2006), das ich sehr gelungen fand.
Zu J. Pfeffer gibt es übrigens bei Wikipedia einen Hintergrund-Artikel: http://en.wikipedia.org/wiki/Jeffrey_Pfeffer
Hallo Herr Väth,
ich denke, Pfeffer hat sich über die heuchlerischen Managementbücher geärgert, in denen erfolgreiche Macher so tun, als hätten sie ihren Erfolg ausschließlich ihrer Leistung, ihrer Bescheidenheit und Menschlichkeit zu verdanken. Dass dies wohl kaum so ist, kann man sich denken.
Vielleicht ist der Beitrag auch als reine Provokation zu verstehen. Aber dazu war er mir nicht satirisch genug :-)
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