Der Unternehmer ist natürlich sehr an der Frage interessiert, was seine Mitarbeiter motiviert. Deshalb erscheinen ständig neue Veröffentlichungen und sogenannte Studien, die genau dieser Frage nachgehen. Unter verschiedenen Überschriften, aber letztlich immer mit den gleichen Inhalten. Und den nahezu gleichen Ergebnissen: Eine interessante Aufgabe, die persönliche Weiterentwicklung, sinnvolle Aufgaben usw. Die Reihenfolge wechselt mitunter ein wenig, zur Zeit ist "Karriere" als Motivator offenbar weniger gefragt, dafür Selbstverwirklichung wieder angesagt. Wie auch immer, allzu viel kann man damit eh nicht anfangen.
Dann schon eher etwas mit der Frage, wie der Unternehmer denn dazu beitragen kann, dass die Mitarbeiter auch motiviert bleiben. Sprache hat ja mitunter etwas Entlarvendes. Ein Begriff begegnet uns zur Zeit recht häufig: "Treiber". Berater sprechen ständig von sogenannten "Werttreibern" - was auch immer das sein mag. Im Zusammenhang mit dem Thema Motivation ist er besonders interessant. Wenn Berater uns erklären, an welchen "Stellschrauben" (Zitat) man drehen muss, um das Mitarbeiterengagement zu beeinflussen, welche spezifischen "Treiber" es gibt, dann drängen sich einfach die Bilder des "Viehtreibers" oder "Mechanikers" auf, die die Herde vor sich hertreiben und gut geölte Mitarbeitermaschinen bedienen.
Übertrieben? Schauen wir weiter. "Das Top-Management kann Engagement der Mitarbeiter durch seine Kommunikation beeinflussen." Sicher, sicher. Und wie? "Sie sollte authentisch sein und Vertrauen ... vermitteln." Ein "erkennbares Interesse am Wohlergehen der Mitarbeiter" trägt auch zum Engagement bei. Klingt das nur für mich so, als ginge es hier vor allem um die Art und Weise, wie kommuniziert werden sollte? Soll das Top-Management Interesse "erkennen lassen" oder wirklich am Wohlergehen der Mitarbeiter interessiert sein?
Nachhaltigkeit + Mitarbeiter + Engagement
Wie auch immer es gemeint ist, neu ist es weder so noch so. Aber vielleicht das: "Nachhaltiges Mitarbeiter-Engagement" - eine neue Wortkreation. Da hat jemand in eine Lostrommel gegriffen und die Begriffe Nachhaltigkeit, Mitarbeiter und Engagement herausgezogen. Schups, fertig ist der neue Trend. Worum geht es?
Unsere Berater haben erkannt, dass der eine oder andere vielleicht doch nicht nur für den Job leben will und immer mehr Menschen den Sinn in Frage stellen. Aber oh weh - in ihrem "Mitarbeiter-Engagement-Modell" findet sich gar keine "Work-Life-Balance". Was nun? Passt ja gar nicht ins Modell. Oder doch? Vielleicht so: Wenn man an den Treibern dreht und höchst engagierte Mitarbeiter erzeugt, dann könnte dauerhaftes Engagement zur Überlastung und Verausgabung führen. Ständig hochtourig laufende Motoren verschleißen eben. Gar nicht gut für die Leistungsfähigkeit. Und die Produktivität.
Das Engagement soll aber möglichst lange auf hohem Niveau erhalten bleiben. Haben wir bisher ja gar nicht bedacht. Was machen wir jetzt mit unserem Modell?
Da kommt der Begriff der Nachhaltigkeit grade richtig. Wir ergänzen das Modell einfach ein wenig. Das Top-Management darf weiter an den gleichen Stellschrauben drehen (Zitat: "Um Mitarbeiter nachhaltig zu engagieren, können Unternehmen weitestgehend auf ähnliche Themen setzen wie beim klassischen Modellansatz.") Es bedarf nur zusätzlicher Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle, Heimarbeitsplätze - dann klappt es auch länger mit dem Engagement.
Bin mal gespannt, auf wie vielen Folien in Präsentationen jetzt das "Modell des nachhaltigen Mitarbeiter-Engagements" auftaucht. Und wie viele damit sich dann vor ihre Mitarbeiter stellen...
Rezension zum Thema:
Motiviert - motivierter - ausgebrannt? Wirtschaftspsychologie aktuell 3/2012
Donnerstag, 1. November 2012
Nachhaltiges Engagement
Eingestellt von Johannes um 21:59:00
Labels: Motivation
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