Den Beitrag habe ich schon vor längerer Zeit entdeckt und mir vorgenommen, dazu etwas zu verfassen: Eris und Menschenbeurteilungsangst (Daily Dueck 126, Oktober 2010). Gefällt mir gut, musste mehrfach schmunzeln und dachte: Schön formuliert und ach so zutreffend. Vor allem diese Passage: "Tatsächlich haben die meisten Chefs Angst, ihre Mitarbeiter zu beurteilen und ihnen das Urteil zu erklären. Sie müssen dazu nämlich verletzten Seelen in die Augen schauen. Könnte doch eine Maschine nach Zahlen entscheiden!"
Es ist genauso, wie Gunter Dueck es beschreibt: Kein System der Welt macht aus einem schlechten Chef einen guten. Und kein Beurteilungssystem der Welt macht aus einem feigen Chef einen mutigen. Logische Schlussfolgerung: "Wer also solche neuen Systeme einführt wie der öffentliche Dienst und andere, muss sich deshalb auch um bessere Chefs kümmern." Wirklich logisch?
Nein, nicht logisch, sondern ein Denkfehler. Menschen, die in der Lage sind, andere Menschen in Bewertungssysteme einzusortieren und das Ergebnis den Betroffenen unter die Nase zu halten, sind keineswegs bessere Chefs. Sondern allenfalls gefühlskalt. Weil sie offensichtlich kein Problem damit haben, andere Menschen mit Noten zu belegen, komplexe Fähigkeiten und Eigenshaften mit schlichten Zahlen zu bewerten, wohlwissend, dass sie ihnen damit nur Unrecht tun können. Und sich dann haarsträubende Erklärungen einfallen lassen, um diese Machwerke zu rechtfertigen.
Klar, ich weiß schon, Lehrer bewerten Schüler ja auch mit Noten. Stimmt aber nicht: Sie bewerten bestimmte Werke (Klassenarbeiten, Tests) zu bestimmten Zeitpunkten, und nicht eine bestimmte Fähigkeit auf Basis mehr oder weniger vage erstellter Beschreibungen. Außer bei den unsäglichen Kopfnoten, die genauso unsinnig sind wie die Bewertungen von Mitarbeitern.
Und dennoch hat Herr Dueck in zweierlei Hinsicht Recht: Feige Chefs, die Mitarbeitern nicht offen und ehrlich Rückmeldung über ihre "Werke" geben, sind ein Übel. Und in der Tat ist jeder Chef in der Lage, seine "besten" Mitarbeiter zu benennen.
Aber genau das verlangen diese Beurteilungssysteme ja gar nicht. Sie fordern, die eigenen Mitarbeiter in Relation zu ALLEN Mitarbeitern des Unternehmens einzusortieren. Das aber ist völliger Blödsinn, das kann in der Tat niemand.
Ich gehe jede Wette ein, dass Vorgesetzte mit Beurteilungssystemen, die von ihnen verlangen, Mitarbeiter bezüglich bestimmter Kriterien in eine Rangfolge zu bringen, deutlich besser klarkommen. Das würde zwar auch noch etwas Mut erfordern, aber macht Führung nicht unnötig schwierig.
Allerdings hätten dann die Personalstrategen keine vergleichbaren Daten über alle Bereiche und Mitarbeiter hinweg in der Hand, könnten keinen schönen Zahlenspiele veranstalten und keine tollen Charts produzieren. Und sich irgendwie überflüssig fühlen...
Dienstag, 28. Dezember 2010
Verletzten Seelen in die Augen schauen
Eingestellt von Johannes um 18:07:00
Labels: Beurteilung
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