Mitunter stolpert man über kurze Meldungen und glaubt seinen Augen nicht zu trauen. So wie bei dem Bericht über die variablen Bezüge der Vorstandsmitglieder der Telekom. Diese sollen nach einem Beitrag in der Financial Times Deutschland nicht mehr ausschließlich von finanziellen Zielgrößen abhängen, sondern auch von der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit. Das ist an sich schon eine bemerkenswerte Entdeckung, vermutlich nimmt da jemand die Balanced Scorecard ernst.
Wie sich das für richtige Manager gehört, setzen sich diese anspruchsvolle Ziele. Offenbar auch in Sachen Mitarbeiterzufriedenheit. Also gab es hier einen konkreten Wert, den man unterbieten wollte. Aber ach, die Mitarbeiter machten ihren Chefs einen Strich durch die Rechnung. Sie beklagten unter anderem, dass es mit den vorhandenen Ressourcen in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich sei, dem geforderten Qualitätsanspruch gerecht zu werden. Statt der angestrebten 62% in diesem Kriterium zufriedener Mitarbeiter waren es nur 59%. Der Vorstand verfehlte also sein Ziel - was ja vorkommen soll in einer nicht perfekten Welt.
Was nun? Wer meint, die Antwort läge doch auf der Hand, der glaubt in der Tat, er hätte es mit einer Satire zu tun. Wir erfahren, dass das verfehlte Ziel keineswegs zu reduzierten Vorstandsbezügen führt. Da man ja gelernt hat, dass kurzfristige Ziele extrem schädlich sind, wurde vereinbart, dass die Ergebnisse erst über einen Zeitraum von vier Jahren gehaltsrelevant sind. Also hat man noch drei Jahre Zeit, die Scharte auszumerzen.
Aber man ist offenbar noch viel lernfähiger. Manchmal muss man unrealistische Ziele auch anpassen. Genau das ist dann auch hier geschehen: Die Zielgrößen wurden geändert, offenbar traut man sich nach diesen Erfahrungen nicht mehr zu, die Mitarbeiterzufriedenheit in dem angestrebten Ausmaß zu erhöhen. Oder beabsichtigt auch in Zukunft nicht, die gewünschten Ressourcen zur Erreichung der Qualitätsziele zur Verfügung zu stellen.
Völlig verdutzt aber war ich, als ich las, dass einer der Vorstände seinen Vertrag nicht auf das neue System umgestellt hat: Personalvorstand Sattelberger. Da hätte mich mal die Begründung interessiert...
Rezension zum Thema:
Beschäftigte wischen Telekom Führung eins aus, Financial Times Deutschland 20.4.2011
P.S. Habe gerade versucht, das Bauherren-Büro der Telekom zu erreichen - vergeblich, nach längerem Klingeln ertönt regelmäßig ein Besetzt-Zeichen.
Dienstag, 7. Juni 2011
Mitarbeiterzufriedenheit und Vorstandsgehälter
Eingestellt von Johannes um 16:08:00
Labels: Entlohnung, Zielvereinbarungen
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