Freitag, 7. Dezember 2012

Mit Affen leben

Das sind genau die Sprüche, für die wir unsere Manager lieben. In einem Interview zum Thema "Aufsichtsräte" äußert sich der Ex-Metro-Chef und Multi-Aufsichtsrat zur Qualität der Kontrolleure in Deutschland. Die Sprüche sind knackig. "Ich muss mir kein Mandat aufhalsen, nur um mir für ein paar Tausend Euro im Jahr den Hintern platt zu sitzen." Es scheint Kollegen zu geben, die das tun. Oder: "Fahrradfahren lernt man am besten, indem man sich auf den Sattel setzt."

Der beste aber kommt am Ende. Er fordert eine angemessene Bezahlung (für die es sich dann doch lohnt, sich den Hintern platt zu sitzen). Gefragt, was denn angemessen sei, heißt es: "... angemessen zur Höhe der Festvergütung des Vorstandsvorsitzenden." Und dann: "Wer mit Bananen bezahlt, muss mit Affen leben."

Mit anderen Worten: Wer für wenig Geld eine Aufgabe übernimmt, kann wohl kaum anständige Arbeit verrichten. Ich denke mit Erschütterung an die Bezahlung von Altenpflegern, Kindergärtnern und vergleichbaren Berufsgruppen. Habe mal kurz überlegt, ob mir etwas einfällt, das sinnbildlich für deren Gehalt steht. Und was ist mit all jenen, die ehrenamtlich tätig sind? Womit müssen wir leben, wenn Menschen für eine Aufgabe gar nicht vergütet werden?

Aber dann habe ich verstanden, was er meinte: Das mit den Affen gilt nur ab einer bestimmten Gehaltsgruppe und für bestimmte Berufsgruppen. Wie bin ich erleichtert...

Rezension zum Thema:
Nase statt Können, Wirtschaftswoche 46/2012

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