Mittwoch, 9. Mai 2012

Motivation mit Kaffeekanne

Welch wunderbare Vorstellung. Statt mit der Gehaltserhöhung Mitarbeiter zu höherer Leistung zu bewegen, schenkt man ihnen eine Thermoskanne. Wirkt wahre Wunder. Allerdings noch größere Wirkung erzielt ein als Origami-Männchen gefalteter 7-Euro-Schein. (Habe ich nicht erfunden, ich schwöre. Steht tatsächlich so in einem Interview im Harvard Businessmanager: Ans Schenken denken, April 2012 S. 16).

Der Hintergrund: An der Universität Bonn haben Verhaltensökonomen die Wirkung materieller Anreize untersucht. Das Besondere: Den Versuchspersonen war nicht bekannt, dass sie an einem Experiment teilnahmen. Man rekrutierte Studenten, um für 12 Euro pro Stunde Bücher zu katalogisieren. Insgesamt sollte der Job drei Stunden dauern.  Und jetzt kommt es: Eine Gruppe erhielt überraschend eine Lohnerhöhung von sieben Euro, eine andere den hübsch gefalteten Schein, eine dritte eine Thermoskanne im Wert von sieben Euro. Und schließlich gab es eine Gruppe, die wählen konnte zwischen der Thermoskanne und den sieben Euro. Anschließend wurde ihre Leistung gemessen.

Die reine Gehaltserhöhung bewirkte - gar nichts! Der Origami-Männchen-Schein führte zu einer Steigerung von 30%, die Thermoskanne zu 25%, die Gruppe, die wählen konnte, schaffte ebenfalls 25% mehr.

Was lernen wir daraus? Hin und wieder kleine Geschenke verteilen steigert die Leistung? Wohl kaum. Wohl eher das: Menschen, die erfahren, dass man ihre Arbeit wertschätzt, dass man sich Mühe gibt und sich um sie kümmert, leisten mehr.
ABER: Das funktioniert nur, wenn nicht gleichzeitig Erwartungen enttäuscht werden. Wer einen bestimmten Lohn in Aussicht stellt, sich anschließend aber nicht daran hält, der kann schenken so viel er will, die Leistung wird sinken. Und damit dürfte auch die Idee, regelmäßig mit kleinen Prämien und Geschenken die Motivation aufrecht zu erhalten, scheitern. Auch wenn der Professor aus Bonn das nicht untersucht hat - ich würde jede Wette halten, dass der 7-Euro-Schein seine Wirkung verliert, wenn er mehrfach hintereinander "überraschend" verteilt wird. Irgendwann wird aus der "Überraschung" eine Erwartung.

Am Ende hilft dann vielleicht doch nur echte Wertschätzung...

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