Freitag, 27. Januar 2012

Ich liebe es

Wissen Sie, was "Leadership Branding" bedeutet? Hier ein Beispiel. Ein Unternehmen wirbt mit dem Slogan "Innovation durch Technik" und präsentiert dazu die neusten Errungenschaften deutscher Ingenieurskunst. Sie besuchen das Unternehmen, und am Empfang versucht der Pförtner verzweifelt, Ihren Ansprechpartner mit Hilfe eines alten PCs zu lokalisieren. Anschließend greift er zu einem Telefon mit Wählscheibe, um Sie anzukündigen. Dumm gelaufen, oder?
Man sollte also tunlichst darauf achten, dass die Marke nicht durch solche Kleinigkeiten beschädigt wird. Und wer ist dafür zuständig? Die Führungskräfte natürlich. Sie müssen darauf achten, dass das Mitarbeiterverhalten im Einklang mit der Marke steht. Was bedeutet es wohl für das Verhalten, wenn ein Unternehmen mit dem Slogan "Ich liebe es" wirbt? Ich versuche mir vorzustellen, wie verliebt die Mitarbeiter dreinschauen müssen, wenn sie das Image des Frikadellenanbieters nicht beschädigen wollen. Angeblich lernt man das bei McDonald in eintägigen Workshops.

Oder "Wir lieben Lebensmittel". Da darf dann auch niemand mürrisch dreinblicken, wenn ein Kunde nervt. Halt - es heißt ja nicht "Wir lieben Kunden". Also wäre es im Einklang mit der Marke, wenn der Mitarbeiter von Edeka einem Kunden, der achtlos Tomaten betatscht, auf die Finger haut. Oder die herrlichen roten Äpfel erst gar nicht verkauft, weil er diese so sehr ins Herz geschlossen hat.

Ganz schön anspruchsvoll für Führungskräfte. Und die Marketingstrategen sollten sich genauer überlegen, was sie mit ihren Slogans anrichten, bevor die Berater ins Haus geholt werden müssen, um den Führungskräften "Leadership Branding" beizubringen.

Rezension zum Thema:
Herumstehen wie die Ölgötzen, Financial Times Deutschland, 30.11.2011

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