Mittwoch, 16. November 2011

Selbstorganisation

Keine dumme Frage für Menschen, die glauben, sich um alles kümmern zu müssen: "Welche Aufgaben können NUR Sie selbst übernehmen?" Führungskräfte, die sich diese Frage stellen, können vermutlich ihren Arbeitstag prächtig entschlacken. Eine weitere lautet: "Wo werden Sie am meisten gebraucht?" Wenn Sie mit Hilfe der beiden Fragen einmal schauen, was Sie so den ganzen Tag treiben, dann könnte es sein, dass Sie sich von einigen Tätigkeiten rascher trennen.

Woher ich diese Weisheiten habe? Aus einem Beitrag mit dem Titel "Organisation ist alles" (Harvard Businessmanager 7/2011). Darin behauptet ein vielbeschäftigter Manager, Professor, Buchautor und Anwalt namens Robert Pozen, dass er ständig viele Funktionen gleichzeitig ausübte, ohne dabei in Stress zu geraten. Natürlich lässt er uns an weiteren Erfolgsgeheimnisse teilhaben. Unter anderem diesen:

Halten Sie die Dinge kurz und einfach! Vor allem Ihren Alltag. Das sieht so aus, dass er um 7.00 Uhr aufsteht, duscht und sich anzieht. Er legt die Sachen am Abend vorher raus, und damit er keine Zeit mit der Entscheidung, was er anziehen soll, vergeudet, hat er fünf Winter- und fünf Sommeroutfits. Um 7.15 Uhr sitzt er am Frühstückstisch, wo er jeden Morgen das Gleiche isst (spart auch viel Zeit): Ein Müsli und eine Banane. Dabei liest er zwei Zeitungen und braucht für all das 15 Minuten.

Weitere wichtige Tipps für alle Manager, die viel reisen: Er packt immer den gleichen Koffer, die gleiche Umhängetasche, in beiden befindet sich immer das Gleiche - z.B. eine kleine Taschenlampe, damit er im Taxi, das schlecht beleuchtet ist, arbeiten kann.

Darin liegt also das Geheimnis der Erfolgreichen: Sie schaffen sich standardisierte Abläufe, so dass sie keine wertvolle Zeit mit alltäglichen Entscheidungen verschwenden. Das kann man sicher noch perfektionieren:

Man besucht stets das gleiche Restaurant um stets die gleiche Uhrzeit, so dass der Ober schon bereit steht - ebenso wie das Essen und das Getränk, das immer gleich ist.

Schuhe kauft man am besten im Dutzend, jedes Jahr auf's Neue die lästigen Prozeduren des Anprobierens kann man sich sicher ersparen.

Seiner Frau und seinen Kindern schenkt man jedes Jahr das Gleiche zu Weihnachten - macht langwierige Entscheidungsprozesse nach dem Motto "Was soll es denn diesmal sein?" überflüssig.

Zur körperlichen Fitness wählt man einen Sport, bei dem man weiter arbeiten kann - Radfahren im Fitness-Studio mit integriertem Laptop und Tastatur. Oder schafft sich auch hier Routinen. Ob Herr Pozen, der zur körperlichen Ertüchtigung Tennis-Doppel spielt, immer auf der gleichen Position steht? Wechsel wären doch reine Zeitverschwendung.

Aber mal im Ernst: Sich den Alltag zu erleichtern, indem man sich besser organisiert, ist ein Tipp, auf den ich auch ohne diesen Beitrag gekommen wäre. Den kompletten Tag perfekt durchzustrukturieren können meines Erachtens nur Leute, denen genau diese Art zu leben und zu arbeiten entgegen kommt. Wie langweilig, werden diejenigen sagen, die die Abwechslung lieben. Und mit der Erkenntnis leben müssen, dass beides vielleicht doch nicht geht: Ein spannendes Leben ohne Stress. So hat auch dieser Artikel sein Gutes...

Rezension zum Thema:
Organisation ist alles, Harvard Businessmanager 7/2011

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