Donnerstag, 15. September 2011

Miteinander reden

Die modernen digitalen Medien sind ein Segen. Mit ihrer Hilfe können Unternehmen viel schneller und unkomplizierter sowohl extern als auch intern kommunizieren. Seit dem Web 2.0 (Blogs, Tweets, Wikis, Sozial Media usw) sogar in einen Dialog treten. Wo früher per Mitarbeiterzeitschrift in einer Richtung informiert wurde und höchstens mal ein Leserbrief zurück kam, da erhält man heutzutage unmittelbar Antworten - selbst wenn man gar nicht gefragt hat.

Diese Medien lassen sich auch gezielt nutzen. Sei es, dass man Kunden auffordert, Produkte zu entwickeln (so hat McDonalds eine sehr erfolgreiche "Gestalte deinen eigenen Burger"-Kampagne geschaffen) oder Mitarbeiter bittet, sich an strategischen Prozessen zu beteiligen (so hat IBM weltweit die Mitarbeiter an der Entwicklung von Unternehmenswerten beteiligt).

Allerdings, so die Experten, könnten all diese Medien das persönliche Gespräch nicht ersetzen. Sollen sie doch auch gar nicht, oder? Die Erfindung des Briefes oder des Telefons hat ja auch das Gespräch nicht überflüssig gemacht. Aber sie haben wie auch die neuen Medien wie e-Mail oder Chat die Bandbreite der zwischenmenschlichen Kommunikation erweitert. Dinge, die man früher vertagen musste, weil der andere eben nicht verfügbar war, oder weil es ewig gedauert hat bis zur nächsten Konferenz oder zum Redaktionsschluss der Mitarbeiterzeitung, können heute auf andere Art und Weise viel schneller geklärt werden.

Natürlich konnte man mit Briefen und Telefonkonferenzen auch schon früher mehrere Menschen gleichzeitig ansprechen, aber 40.000 Mitarbeiter weltweit an der Entwicklung von Werten zu beteiligen, das ist in der Tat erst jetzt denkbar, oder?

Was ist also gemeint, wenn betont wird, all das könne das persönliche Gespräch nicht ersetzen? Eigentlich nur eines: Es gibt Themen, die lassen sich viel besser im direkten Kontakt sinnvoll klären. Wenn der andere oder die anderen mit uns an einem Tisch sitzen und uns in die Augen schauen, uns persönlich erleben mit all unseren "Kommunikationskanälen". Und die Möglichkeit haben, Dinge sofort zu klären, nicht erst im Online-Forum auf eine Antwort zu warten oder per Mail irgendwann eine Reaktion zu erzielen.

Genau das aber ist die Kunst, die wir wohl alle erwerben müssen: Eben das eine vom anderen unterscheiden zu können. Statt eine SMS zu versenden, zum Telefonhörer greifen. Statt das Handy zu benutzen, ein Treffen vereinbaren - je nachdem, wie wichtig uns die Botschaft und der Empfänger ist. Oder wie viel uns daran liegt, dass wir eine Sache mit der notwendigen Ruhe und Ausführlichkeit klären können. Das dürfte Managern sicher nicht leicht fallen, aber wer von uns erlebt das nicht auch jeden Tag selbst immer wieder?

Rezension zum Thema:
Financial Times Deutschland:
Wir müssen reden, 4.8.2011
Moderne Mitschnacker, 5.8.2011

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