Sonntag, 1. Mai 2011

Trainer als Vorbilder für Hochschullehrer?

Die Wirtschaft braucht kompetente Menschen, keine Frage. Aber welche Kompetenzen werden vor allem benötigt? Welche werden vor allem vermisst? Welche Kompetenzen müssen diese Menschen bereits mitbringen und welche erwerben sie im Unternehmen?

Ich lasse mich hier mal nicht zu der Frage aus, was Kompetenzen eigentlich sind, irgendwann werde ich dazu mal einen eigenen, vermutlich deutlich längeren Beitrag verfassen. Auch nicht dazu, ob man überhaupt Kompetenzen lehren, vermitteln kann oder ob man lediglich den Rahmen gestalten kann, innerhalb dessen sich Kompetenzen entwickeln. Es geht um die Rolle der Universitäten bei der Vermittlung von Kompetenzen. In einem Beitrag der Personalwirtschaft empfiehlt eine Weiterbildungsforscherin den Unis,
  • Stärker zur Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis zu werden,
  • mehr Zeit und Raum zu bieten, um das Gelernte zu reflektieren, z.B. durch Peer to Peer Learning, kollegialer Fallberatung und Rollenspiele
  • Lernprozesse besser zu begleiten, die Dozenten sollen von Lehrenden zu Lernbegleitern werden und
  • Instrumente zur Kompetenzerfassung zu entwickeln.
Nanu, dachte ich, das klingt ja fast genauso wie Forderungen an Personalentwickler und Trainer. Auch diese sollen doch Lernbegleitet sein, und ständig werden sie aufgefordert, Methoden zu entwickeln, um das zu messen, was sie den Lernenden vermittelt haben. Und die genannten Methoden haben schon lange das Dozieren von vorne und die Powerpoint-Schlachten abgelöst - zumindest in der Theorie.

Worin, so frage ich mich, besteht dann überhaupt noch der Unterschied zwischen Studium und Weiterbildung? Wenn ich mich an meine Studienzeit erinnere, dann gab es in der Tat hier und dort den Versuch, die Theorie mit der Praxis zu verbinden, was aus meiner Sicht damals viel zu spät geschah. Dozenten als Lernbegleiter habe ich nicht kennengelernt, und Peer to Peer Learning war selbst organisiert - um einigermaßen Herr über die Unmenge an Lernstoff zu werden.

Werden Trainer jetzt zum Vorbild für Hochschullehrer? Irgendwie witzig. Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, in einem Hörsaal ein Training abzuhalten. Umgekehrt kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ein Universitätsbetrieb Vorlesungen in Seminarform anbieten kann.

Vielleicht kommt es ja auch ganz anders: Vorlesungen finden nur noch virtuell statt, um einem Vortrag zu lauschen, muss ich sicher nicht im Hörsaal auf einem harten Klappstuhl sitzen. Alles andere wird in Form moderner Trainings durchgeführt, mit Lernbegleitern und kollegialer Beratung und Praxis-Blöcken. Nur die Sache mit der Kompetenzerfassung, finde ich, sollte man der Wissenschaft überlassen...

Rezension zum Thema:
Zukunftsfähiges Konzept oder Mission Impossible? Personalwirtschaft 3/2011


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