Montag, 21. März 2011

Unternehmensgebote

Im Magazin enable der Financial Times Deutschland gibt es eine Rubrik mit Namen "Was tun? Ein Fall für drei". Hier antworten ein Befürworter, ein Gegner und ein Experte auf eine einfache Frage. In der Februar-Ausgabe lautete diese: Helfen Unternehmensgebote, die Mitarbeiter auf Erfolg und eine einheitliche Linie einzuschwören - oder ist das alles Mumpitz?"

Wenig verwunderlich für MWonline-Leser: Ich tendiere hier stark zur Meinung des Gegners solcher Leitlinien. Der Inhaber von Trigema empfindet es als Armutszeugnis, wenn man Mitarbeitern vorschreibt, wie er sich zu verhalten hat. Andererseits: Schreiben wir ihm nicht auch vor, wie er Maschinen zu bedienen hat, welche Sicherheitsvorkehrungen er einzuhalten hat, welche Qualitätsmaßstäber er zu beachten hat? Warum dann nicht auch, wie er sich im Umgang mit Kunden und Kollegen zu benehmen hat?

Ich glaube, es geht hier nicht darum, den Mitarbeitern etwas vorzuschreiben. Es geht vielmehr darum, jedem deutlich zu machen, welche Spielregeln tatsächlich gelten. Denn in jedem Unternehmen gibt es solche Regeln, ob sie nun schriftlich fixiert sind oder nicht. Nur: Wenn ich sie aufschreibe, dann sollten es auch die "richtigen" sein. Und was sind die "richtigen"?

Genau das ist das Problem. Um es am Beispiel der Sicherheitsvorschriften deutlich zu machen: Man kann sich hinsetzen und exakt beschreiben, wie eine technische Anlage zwecks Reinigung demontiert, gereinigt und wieder zusammengesetzt werden soll. Ich habe mir einmal in einem Produktionsbetrieb solche Vorgänge angeschaut und anschließend mit den Vorschriften verglichen. Zwischen beiden lagen Welten, und mit den Widersprüchen konfrontiert, schüttelten selbst die Vorgesetzten den Kopf und wunderten sich über das, was dort schwarz auf weiß stand. Die Praxis sah seit Jahren anders aus.

Genauso ist das auch mit den Leitlinien zur Führung und Zusammenarbeit. Entweder, man beschreibt die Spielregeln so wie sie sind, dann haben zumindest neue Mitarbeiter eine gute Vorlage, um zu entscheiden, ob dieses Unternehmen ihren Vorstellungen an einen Arbeitgeber entspricht. Oder aber man formuliert "Wunschvorstellungen". Aber dann sollte man alles tun, damit diese auch Realität werden.

Und genau das würde ich mir gut überlegen. Denn anders als es bei Sicherheitsvorschriften der Fall ist, hängen Art und Weise der Führung stark mit den Werten der Persönlichkeiten an der Unternehmensspitze zusammen. Wenn diese wechselt, kann man spätestens die vielen netten Broschüren in die Tonne hauen.
Es sei denn, man entscheidet sich auch bei der Auswahl eines neuen Top-Managers für jemanden, der zu den propagierten Werten und Regeln passt. Aber wo ist das der Fall?

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