Die Idee hat was: Zukünftige Manager schwören einen Eid, dass sie fortan dem Allgemeinwohl dienen, integer handeln und sich weltweit für einen nachhaltigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Wohlstand einsetzen. So zumindest soll der Eid der Harvard Absolventen lauten. Der Eid ist umstritten, da lohnt sich doch ein etwas genauerer Blick. In dem Beitrag der Financial Times Deutschland ist der Wortlaut des "Manager Eides der EBS" abgedruckt. Was lesen wir dort?
"Als Führungskraft erkenne ich an, dass Unternehmen dem Allgemeinwohl verpflichtet sind."
Das ist mal leicht formuliert. Aber was ist das Allgemeinwohl, fragt ein Philosophie-Professor der Frankfurt School of Finance & Management. Ein anderer meint, dass damit die ganze Welt zum Stakeholder wird und fürchtet, dass die Rechte der Aktionäre zu kurz kommen. In der Tat: Was macht denn der arme Manager, wenn er vor einer Entscheidung steht, die den Aktionären mächtigen Profit bringt, dem "Allgemeinwohl" (wie auch immer definiert) aber eher schadet? Er könnte hingehen und die Aktionäre unter das "Allgemeinwohl" packen und entsprechend entscheiden. Werden ihm die Aktionäre dankbar sein? Ich habe meine Zweifel.
Aber schauen wir weiter.
"... erkenne ich an, dass es nicht immer leicht sein wird, stets das Rechte zu tun." Wow, da staunt der Leser über so viel Einsicht.
Und nun geloben die Nachwuchsmanager u.a., "dass ich die Menschenrechte und die Würde jedes Menschen achten und schützen... werde." Bitter, dass Manager das ausdrücklich geloben müssen, oder?
"... dass ich mich weder an Bestechung noch sonstiger Formen von Korruption
beteiligen oder sie dulden werde." Hallo? Warum lässt man sie nicht gleich geloben, dass sie sich an die gültigen Gesetze halten werden? Doch siehe da, genau das tut man:
"... dass ich die Gesetze und Vereinbarungen, die mein und meines Unternehmens Verhalten betreffen, in Buchstaben wie im Geist respektieren werde." Na, da sind wir aber erleichtert, dass wenigstens zukünftige Manager sich an Gesetze halten wollen.
"... dass ich mich aktiv bei wichtgigen sozialen und umweltorientierten Themen, die mein Unternehmen betreffen oder von ihm betroffen sind, engagieren werde." Was soll das nun bedeuten? In welchem Sinn denn engagieren?
Als ich zum ersten Mal von einem Manager-Eid hörte, dachte ich in der Tat, das wäre doch mal ein Anfang. Eine symbolische Handlung, die angehende Führungskräfte daran erinnert, welchen Einfluss sie haben und wozu sie diesen nutzen können - und sollten. Aber diese Formulierungen bewegen sich auf dem gleichen Niveau wie viele Unternehmensleitlinien. Schlimmer noch: Wenn Absolventen von Business-Schulen
daran erinnern werden müssen, dass sie die Menschenrechte zu achten haben, dann läuft
irgendwas völlig schief.
Worauf sollten man Manager denn schwören lassen?
Wie bitte? Meckern kann jeder? Ich soll froh sein, dass sich überhaupt etwas tut? Wo denn die Alternative sei? Ich hätte schon eine, aber bin mir darüber im Klaren, dass diese völlig utopisch ist.
Aber gut - wie wäre es damit? Dass Manager sich verpflichten, mit jeder ihrer Entscheidung...
...die Welt ein Stück lebenswerter zu machen...
...den eigenen Mitarbeitern zu dienen...
...den Kunden zu dienen...
...den Eigentümern zu dienen...
Und zwar in der Reihenfolge. Ich sagte ja - utopisch...
Rezension zum Thema:
Umstrittenes Gelöbnis. Financial Times Deutschland, 24.2.2010
Samstag, 3. April 2010
Worauf Manager schwören sollten
Eingestellt von Johannes um 22:14:00
Labels: Wirtschaftsethik
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1 Kommentar:
Wieso? Damit ist doch alles gesagt:
"Als Führungskraft erkenne ich an, dass Unternehmen dem Allgemeinwohl verpflichtet sind."
Ein klares Statement: Unternehmen sind dem Allgemeinwohl verpflichtet! Punkt. Nicht "sollen sein". Sie sind! Was für ein Glück also für die Managerm, dass sie sich mit der gelobten Anerkennung dieses segensreichen Zustandes nicht mehr selbst um Allgemeinwohl kümmern müssen; als Manager des Unternehmens erfüllen sie den Anspruch schon per Definition ...
Im übrigen sind in "der Wirtschaft" Gelöbnisse, Zertifikate und besondere Auszeichnungen für die schlichte, aber pompös formulierte Absicht, die Gesetze einzuhalten und niemand mehr zu schädigen, als es das eigene Wohl erfordert, gang und gäbe. Schon ist man "Premium"-sonstwas und darf ein Siegel aufs Firmensignet kleben ...
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