Dienstag, 20. April 2010

40 Tage auf Lügen verzichten

Eine witzige Idee, dachte ich, als ich das Interview mit Jürgen Schmieder
las. Der Mann hat ein Buch geschrieben über seine Erfahrungen, wie es ist, wenn man 40 Tage auf Lügen verzichtet. Kann doch nicht so schwer sein, war mein erster Gedanke, aber den legte ich schnell zu den Akten. Seine Definition von "Nicht-Lügen" lautet: "Das sagen, was einem durch den Kopf geht." Mit einer kleinen Einschränkung: Wenn man gefragt wird.

Man muss also nicht unbedingt dem unbekannten Sitz-Nachbarn in der U-Bahn auf die Nase binden, dass er unangenehm riecht. Aber wenn der Kollege sich brüstet und einen um seine Meinung über seine neusten Taten fragt, dann wehe, es schießt Ihnen durch den Kopf: "Was für ein Penner!" Das muss dann raus. Oder wenn die Frau des Freundes nichts von dessen Frauengeschichten weiß.

Auch witzig: Wenn die anderen erst einmal rausgefunden haben, dass man ein Gelübde abgelegt hat, dann nutzen sie dies gnadenlos: "Wie viel verdienst du denn nun genau?" - "Welche Kollegen magst du denn?" - "Welche würdest du rausschmeißen?" Beim Pokern hat man ihm seine "Wahrheiten" nicht abgenommen - da wusste wohl noch keiner was von seinem Vorhaben.

Aber Spaß beiseite. Eine Erfahrung lautete: Es kann entlastend sein, die Wahrheit sagen zu müssen. Das nun ist in der Tat nachvollziehbar. Stellen Sie sich einmal vor, Sie sitzen in einer Besprechung und möchten am liebsten rausplatzen, wie sehr Ihnen das Gerede auf die Nerven geht. Oder der Kollegen bittet sie mal wieder um einen kleinen Gefallen, zu dem Sie keine Lust haben. Nun müssen Sie nicht lange nachdenken, ob Sie sagen, wie es ist oder herumdrucksen. Sie halten sich an ihr "Gelübde". Wäre mal einen Test wert, oder?

Rezension zum Thema:
Heute sage ich: Sie Idiot! Financial Times Deutschland, 12.3.2010

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