Montag, 22. März 2010

Wie man Erfolgsfaktoren erfragt

Umfragen gibt es zu allen möglichen Themen, die Fachzeitschriften sind voll davon. Die entsprechenden Artikel lesen sich in der Regel extrem langweilig, aber das nur am Rande. Eine andere Frage beschäftigt mich dabei schon lange, vielleicht kann mir jemand bei der Beantwortung helfen.

Man nehme ein Thema, z.B. Talentmanagement. Man erstelle eine Liste aus einer Vielzahl von Instrumenten (z.B. Nachfolgeplanung, Zielvereinbarungen, Assessment Center, 360-Grad-Beurteilung etc.) und frage die Studienteilnehmer, ob diese Verfahren bei ihnen zum Einsatz kommen.

Außerdem frage man sodann, ob die Antwortenden ihr Talentmanagement als erfolgreich bezeichnen würden. Und jetzt kommt der Teil, über den ich immer wieder stolpere.

Wenn man nun feststellt, dass diejenigen, die ihr Talentmanagement als erfolgreich bezeichnen, häufiger z.B. Potenzialbeurteilungen einsetzen, alternative Karrierepfade, variable Gehaltskomponenten für Teamleistungen usw. anbieten - hat man damit den Nachweis angetreten, dass diese Instrumente besonders wirkungsvoll sind? Darf man dann eine solche Aussage tätigen: "Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Talent Management ist die Nutzung von Instrumenten, um das Potenzial der Mitarbeiter systematisch zu messen..."

Ich versuche mich einmal an einer Analogie. Fragt man eine Reihe von Sportvereinen, welche Instrumente der Nachwuchsförderung sie einsetzen, und anschließend, ob sie ihre Nachwuchsförderung als erfolgreich einstufen - was kann dabei herauskommen? Dass diejenigen, die intensive Nachwuchssichtung betreiben, viel Training anbieten und die Jugendlichen auf viele Wettkämpfe schicken, ihre Nachwuchsarbeit als erfolgreich ansehen.

Könnte es nicht sein, dass diejenigen, die für all diese Maßnahmen verantwortlich sind, gar nicht anders können, als das Ergebnis positiv darzustellen?

Man male sich das mal aus: Da investiert das Unternehmen mächtig in all diese Instrumente, und der Verantwortliche bezeichnet das Ergebnis als Misserfolg. Will sagen: Ist es nicht ein methodisch grober Fehler, die gleichen Leute, die man nach dem Einsatz der Instrumente befragt, auch den Erfolg einschätzen zu lassen?

Und selbst wenn man andere fragen würde: Würden nicht die meisten Talent Management mit dem Einsatz dieser Instrumente gleichsetzen? Würden also nicht auch andere zu dem Ergebnis kommen: Wenn Talent Management im Einsatz all dieser Tools besteht, dann ist das Talent Management umso erfolgreicher, je mehr und je häufiger wir solche Instrumente einsetzen?

Diesen Eindruck habe ich bei ganz vielen solcher Studien: Ein Begriff wird definiert durch den Einsatz von Verfahren, und je mehr von ihnen eingesetzt werden, umso besser ist es. Was ich stark bezweifle...

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